Allgemein, Baden-Württemberg, Deutschland

Ulm – Tagesausflug an die Donau

2. April 2018

Von Göppingen, bei Stuttgart, ist Ulm mit der Regionalbahn in gut 30 Minuten direkt zu erreichen. Bereits von weitem ist das Wahrzeichen von Ulm, der Münster, aus dem Zug heraus zu sehen. Wir rollen am späten Mittag im Hauptbahnhof ein. Im Gepäck eine Liste mit den Must-Sees der Stadt. Unser Glück, wir haben zwei kompetente Reiseführer an der Seite, die uns den ganzen Tag die schönsten Seiten von Ulm zeigen werden. Ich freue mich schon super auf den Tag, zumal es für mich der erste Besuch in Ulm ist.

Es ist Samstag, Markttag, und alle sind emsig damit beschäftigt noch in den letzten Minuten ihre übrig gebliebenen Waren an den Mann oder die Frau zu bringen. So schlingern wir uns durch die Menschenmassen – ein klares Ziel vor Augen: die Besteigung des Turms.

Der Münster – der höchste Kirchturm der Welt

Am Eingang ziehen wir uns am Automaten jeweils ein Ticket. 5€ kostet der Aufstieg, ohne Fahrstuhl. Wir haben ein Zeitfenster von gut 1h und eine persönliche Challenge: für die 768 Treppen, auf die 143m hohe Aufsichtsplattform nicht mehr als 30 Minuten zu benötigen. Ich bin ja der Meinung dass 30 Minuten schon ziemlich lang sind. Wenn man bedenkt, dass ich z.B. für die Erklimmung des Cerro MachuPicchu 1,5h gebraucht habe, erscheint mir das hier wie ein Kinderspiel. Die erste Plattform ist ziemlich schnell erreicht. Dann geht es aussen am Münster weiter. Immer wieder kann man durch die offenen Fenster bzw. Einlassungen im Turm auf das bunte Treiben unter uns blicken. Und man hat einen super detaillierten Blick auf die Gargoyles/ Wasserspeier.

Immer weiter schrauben wir uns in die Höhe. Selbst mir wird langsam mulmig zu Mute in dem engen Türmchen. Nach der zweiten Plattform bin ich schon ordentlich am schnaufen…aber es geht noch weiter. Diesmal ist der Aufstieg auch gleichzeitig der Abstieg, so dass es ziemlich eng wird und man schon aufeinander aufpassen muss.

Geschafft – nach 23 Minuten, inkl. kurzen Fotostops auf den zwei unteren Plattformen, kommen wir ziemlich geschafft oben an. Der Ausblick ist gigantisch. Und als Lohn für die Mühen schiebt sich der eine und andere Sonnenstrahl durch die dicke Wolkendecke.

Aussergewöhnliches Fensterkunstwerk im Münster

Nach dem Abstieg gehts selbstverständlich noch hinein …. und hier fallen mir besonders die beiden Welt…fenster von dem noch lebenden Künstler Johannes Schreiter auf. Das Fenster mit dem klangvollen Namen „Weltvollendung“ seht ihr hier.

 

Weitere Highlights in Ulm

Fischerviertel

Jetzt wird es aber Zeit unsere Freunde zu treffen. Wir treffen uns vor dem Münster und laufen vorbei am modernen Stadthaus  Richtung Fischerviertel. Das Viertel hat den 2. Weltkrieg sehr gut überstanden und während hier früher die Armen und Bedürftigen gelebt haben ist es, wie eigentlich überall heute, ein beliebtes Wohn- und Ausgehviertel für die Ulmer geworden. Das Viertel mit seinen alten Häusern und den Kanälen der Blau gefällt mir ausgesprochen gut. Es macht Spaß über die Kopfsteinpflaster und die alten und kleinen Brücken zu laufen.

Wir passieren die Vaterunser-Gasse – hier wurden die Häftlinge und verurteilten Sträflinge aus der Stadt gejagt. Dumm nur, dass direkt hinter der Stadtmauer die Donau auf sie wartete. Die Gasse entspricht exakt der Länge eines „Vater unser“. Plötzlich stehen wir vor dem „schiefen Haus“ stehen. Heute ist es ein Hotel der besonderen Art, früher war es verlassen und kurz vor dem Verfall.

Stadtmauer und Donauufer

Von hier aus gehts auf die Stadtmauer. Mittlerweile scheint die Sonne und nicht nur wir sind auf einem ostersamstäglichen Spaziergang unterwegs. Wir passieren den Metzgerturm, der mit einem Neigungsgrad von 3,3° fast so schief ist wie sein berühmter Bruder in Italien (3,97°). Der Legende nach ist der Turm so schief, weil sich die beleibten Metzger die hier auf Grund von mangelhafter Qualität Ihrer Ware einsaßen, aus Angst vor der Strafe, immer auf eine Seite zusammengedrängt haben.

Am Ufer der Donau sitzen und schlendern die Ulmer mit Blick auf Neu-Ulm und das Bundesland Bayern. Auch wir machen einen kleinen Abstecher in das Nachbarland, um uns im Café Josi mit Windbeuteln, Kaffee und Cocktails zu stärken. Immer mit Ausblick auf die Donau.

Einsteinbrunnen und Zeughaus

Weiter gehts noch ein kleines Stück an der Donau entlang, jetzt wieder auf der baden-württembergischen Seite. Ich habe noch den Einstein-Brunnen und das Zeughaus auf meinem Plan. Einstein wurde in Ulm geboren und verbrachte hier sein erstes Lebensjahr. Klar, dass der vermutlich berühmteste Sohn der Stadt dann auch des öfteren herhalten muss. Der Brunnen ist witzig und zeigt das berühmte „Zunge-Raus“ Konterfei Einsteins.

Tipp: Seelengraben

Unwahrscheinlich pittoresk befinden sich auf einem kleinen, kurzen Teilstück der Stadtmauer kleine winzige Wohnhäuser. Die sogenannten Grabenhäusle wurden damals als Unterkünfte für zusätzliche Wachtruppen erbaut. Unbedingt dran vorbeischlendern und den Bewohnern, die vor Ihren Häusern einen Kaffee in der Sonne schlürfen, „Hallo“ sagen.

Nicht verpassen: das Rathaus

Auf dem Weg zum Vesper (sprich: Veschper) passieren wir, neben immer wieder beeindruckenden alten und sehr gut erhaltenen Häusern, das Rathaus mit seiner wirklich beeindruckenden Renaissance-Fassade und der astrologischen Uhr. Vorbei an der modernen Zentralbibliothek kommen wir noch an zwei lustigen Spatzen-Figuren vor.

Der Spatz – heimlicher Star von Ulm

Der Spatz ist das Wahrzeichen Ulms. Er hat sogar eine exponierte Position auf dem Dach des Münsters erhalten. Beim Bau des Münstern stand man plötzlich vor der schier unlösbaren Problem, einen besonders großen und langen Balken nicht durch die Eingangstür zu bekommen. Kurz bevor man vor lauter Frust das Eingangstor niederreißen wollte, sah man wie ein Spatz, mit einem verhältnismäßig großen Stöckchen im Maul einfach längs das Tor durchquerte. Gewusst wie! 😉

Kulinarisches in Ulm

Im Hacker-Pschorr Wirtshaus im Hotel Stern wird Schwäbisch/ Bayerische Küche gereicht. Wir entscheiden uns unisono  Kässpätzle mit einem Kartoffelsalat und einem zünftigen Bier oder ein Vesper-Brettle, welches so vollgepackt ist, dass selbst Mann davor kapitulieren muss.

Ein großes Dankeschön an unsere tollen Reiseführer für diesen abwechslungsreichen und spannenden Tag! Wir freuen uns, Euch bald in Berlin begrüßen zu können.

 

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1 Comment

  • Reply jens 22. November 2021 at 22:37

    Hallo, schöner Bericht. Den Berblinger Turm habt ihr nicht besucht?
    Bilder dazu auf meiner HP. Grüssle Jens.

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