Allgemein, Asien, Indien

Mumbai – die abgerockte Lady Indiens (Teil 1)

1. April 2016

Startpunkt: Indien/ Mumbai

Seit knapp 2 Tagen bin ich jetzt in Mumbai- der ersten Station auf meiner Reise. Und bereits in der ersten Stunde auf indischem Boden habe ich locker mal die Hälfte meines Wochenbudgets auf den Kopf gehauen. Leute, nutzt NIE, also WIRKLICH NIE im aussereuropäischen Ausland die Option des Datenroamings!!!!

Roaming im Ausland – keine gute Idee

Etwas über eine Stunde bin ich beladen mit beiden Rucksäcken vor dem Flughafenplatz in der Sonne wie ein Tiger auf und ab gelaufen. Ich hatte die Hoffnung, den von mir vor der Abreise so gut recherchierten, günstigsten (!!!) Weg zum Hostel zu finden. Und fand noch nicht einmal die richtige Busstation. Also entschied ich mich die Hilfe von Google Maps in Anspruch zu nehmen.  Nach ca. 10 Minuten erhielt ich netterweise eine Warn-SMS, dass ich bereits für etwas über 47€ geroamt hätte.  Mir ist fast das Handy aus der Hand gefallen. Schnell alle Roaming-Optionen deaktiviert und wieder an die einzige Busstation gestellt die ich finden konnte, und die mir in der kurzen Google Maps Zeit angezeigt wurde.

Mit dem Taxi direkt rein ins indische Leben

30 Minuten später, ich stand zwar im Schatten, aber der Schweiß floß trotzdem, entschied ich mich für ein Taxi! Ach, Taxi fahren gehört übrigens auch nicht ins Budget eines Lang-Reisenden 😉 Aber ich hatte keine Zeit und Muße mich lange zu ärgern. Die Fahrt war spannend, weil der Taxifahrer und ich  eine kurzweilige Unterhaltung führten. Ich erfuhr dass er drei Kinder hat (zwei Töchter und einen Sohn) und für die Große, 21-jährig, jetzt einen smarten Boy sucht. Während er mich weiter durch die Straßen der Stadt manövrierte, machte er mich immer wieder darauf aufmerksam, dass einige Menschen hier direkt auf den Strassen leben…sie schlafen dort, waschen (sich und) ihre Kleidung dort, essen dort, verrichten ihre Notdurft mehr oder weniger dort. Heut kackte ein kleiner Junge direkt vor aller Augen am Straßenrand über einem Abfluss.

Mumbai – Wie es mir gefällt?

Mumbai, welches bis vor kurzem noch Bombay hieß, beherbergt 22 Mio. Menschen! Und auf die Frage, wie es mir gefällt, kann ich keine klare Antwort geben. Ich finds gut. Ich kann nicht sagen dass es mich total flashed, aber es widert mich auch nicht an und ich habe auch nicht das Gefühl hier sofort wieder weg zu wollen.Vermutlich liegt es daran, dass die Stadt genau meinen Erwartungen entsprichtsie ist voll, sie ist laut, sie ist dreckig und sie stinkt an manchen Orten.

Aber überall tauchen an den Straßen wunderbare architektonische Meisterwerke auf, die mich total staunen lassen. Die Stadt liegt am MeerDSC00125, welches einer Stadt immer wieder etwas Besonderes verleiht. Sie ist bunt, sie ist nostalgisch – ja, nostalgisch trifft es ganz gut.

Die Briten haben mit Ihrer Architektur eine unglaubliche Szenerie hinterlassen, aber leider schafft es der Staat nicht, diese Juwelen der Architektur in Schuss zu halten. Die Fassenden von Universität, Hauptbahnhof, Gericht und einiger weniger anderer Gebäude sehen noch ganz gut aus. Leider sind die alten, schönen  Häuser, in denen die Menschen leben vermutlich kaum mehr zu retten – ALLES zerfällt und wirkt marode.

Kreuz die Quer – wohin mich  meine Füße gerade tragen

Wie ich heute festgestellt habe ist meine Art der Erkundung der Stadt nicht ganz so effizient wie der gemeine Urlauber es wohl so machen würde. Das heißt, ich laufe eigentlich kreuz die quer und gerne mal von A nach B zu E, um zu merken, dass C, D und F in genau der entgegengesetzten Richtung liegen und ich nochmal zurück muss!

Reiseführer/ eBook vs. Google Maps

Das liegt aber an mehreren Faktoren:

  1. ich nutze als Reiseführer die eBooks von LonelyPlanet und der Kindle ist leider so gar nicht Nutzerfreundlich zu handhaben. Da merkt man erst wenn man schon an der Sehenswürdigkeit vorbei ist, dass man da genau hin wollte.
  2.  dank Google Maps ist es SUPER simpel sich überall zurecht zu finden. Und diese großartige Option sich den Weg zu Fuß und auch mit den Öffentlichen anzeigen zu lassen – bitte wie geil ist das denn! Also Chapeau Google Maps – einfacher geht reisen wirklich nicht. Vorausgesetzt man hat Netz – welches ich jetzt habe!
  3. … ich habe einfach die Zeit! 🙂

Sehenswürdigkeiten in Mumbai

Da ich am gestrigen Tag das berühmte Gate of India nicht mehr gefunden habe, wollte ich es mir unbedingt heute anschauen. Das Gate liegt direkt am Meer, und ist wirklich klein. Da war ich dann doch etwas enttäuscht.

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Taj Mahal Palace

Bedeutend imposanter dagegen wirkt das Taj Mahal Palace. Das Hotel verdient es gleich aus mehreren Gründen erwähnt und gesehen zu werden:

  • es war das erste Hotel, in dem Einheimische übernachten konnten,
  • in dem die Freiheitskämpfer kostenlos logieren durften,
  • es war das erste Hotel mit Elektrizität und
  • es war das erste Hotel in dem Frauen arbeiten durften.

Dieses moderne Hotel wurde von JN Tata, einem Parsen, erbaut. Die TATA-Familie ist heute vermutlich die größte Industriellenfamilie in Indien, vergleichbar mit den Krupps oder Thyssens. Noch zu erwähnen ist, dass genau hier 2008 die Bombenanschläge stattfanden.

ÖPNV – 2. Versuch

Nachdem mein erster Versuch den lokalen Nahverkehr zu nutzen, ja nicht so erfolgreich war, habe ich mich heute gleich zweimal ins Abenteuer gestürzt. Nun gut, da ich ja in den Süden gelaufen war, und jetzt ineffizienterweise in den Norden wollte hatte ich keine wirkliche Wahl. Um zur Metrostation zu kommen, musste ich durch den sich gerade im Bau befindlichen Eingang laufen – da es alle taten, bin ich einfach mitgelaufen. Man weiß ja nie so richtig, was einem in so einer Unterführung erwartet – noch mehr Baustelle, eine öffentliche Toilette, eine Shoppingmeile, Dunkelheit?! Das Ticket, einfache Fahrt 5Rupien (o,o7ct) war schnell gekauft und dann ab ins Frauenabteil. Bahn fahren funktioniert also.

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Hier sorgen die Männer für die frische Wäsche

Willkommen in der Waschküche Indiens

Das Ziel dieser kleinen Reise war der Mahalaxmi Dhobi Gaht, die sogenannte Waschküche Mumbais. Hier werden täglich mehrere Tonnen Wäsche per Hand gewaschen – ausschließlich von Männern! Das mit der Männerarbeit ist hier sowieso ein ganz eigenes Ding. Gefühlt sieht man nur Männer in den Geschäften. Auf den Strassen sind auch viele Frauen unterwegs, aber in den Shops, Restaurant, Hotels, etc. wird man immer von Männern bedient.

Zu Fuß ging es dann zum Haji Ali Dargah, ein Indisch-Islamischer Schrein, der sich wie ein „heiliges Wunder aus dem Meer erhebt„.

Wie läuft das so mit dem Fotografieren in Indien?

Hier war es dann auch das erste Mal, dass die Menschen mich direkt fragten, ob Sie ein Bild mit (oder von) mir machen dürften. Die Menschen sind neugierig und gucken mich ganz unverwandt an. Einige fotografieren oder filmen heimlich. Das ist aber vollkommen ok. Ich mach es ja umgekehrt mit ihnen genauso. Hier an dem Schrein, habe ich dann aber eine Familie direkt gefragt,

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das Wunder aus dem Meer Haji Ali Dargah

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im Durchschnitt bin ich mind. 1,5 Köpfe größer als ein Inder

ob ich sie fotografieren durfte und dann bin ich 10 Minuten nicht mehr weitergekommen, da viele dann die Chance genutzt haben mit der Ausländerin ein Foto zu machen.

Mahalaxmi Tempel

Damit sich die Fahrt mit der Metro auch wirklich gelohnt hat, habe ich mir noch den Mahalaxmi Tempel angeschaut. Bisher merke ich von den vielen verschiedenen Religionen noch nicht viel.

Die Schreine und Tempel sind nicht immer offensichtlich zu erkennen. Was sicherlich auch seine Gründe hat. Mahalaxmi ist die Göttin des Reichtums, na passt ja ganz gut. Nachdem der gestrige Tag so teuer war, kann eine Segnung ja diesbezüglich nicht schaden.

Die Gesetzmäßigkeiten des indischen Verkehrs – annehmen und mitfließen

Zurück sollte es dann mit dem Bus gehen – dank Google Maps. Nach 45 Minuten Wartezeit wollte ich entnervt aufgeben. Das Warten war das Eine, der immer stärker werdende Berufsverkehr das Andere – wie sollte ich denn hier noch mit dem Bus durchkommen? Allerdings hätte mich der Rückweg 1h25 zu Fuß gekostet. Und dann kam er plötzlich – mein Bus. Ich muss immer erst zum Ende des Busses laufen, um die Nummer und Richtung lesen zu können, da vorn am Bus alles nur in Hindi steht. Ach, ich war glücklich – ich mag ja Bus fahren. Und ich freute mich darauf, laut Google, 45 Minuten durch diese verrückte Stadt zu fahren.

Wider erwarten war das Timing dann auch fast auf die Minute exakt – und ob man es glaubt oder nicht, Nachts wird die Stadt noch voller. Der Strassenverkehr regelt sich hier übrigens auch wie in jeder guten asiatischen Stadt nach dem Motto „wer am lautesten hupt, darf fahren“ mehr oder weniger von allein. Und beim Straße überqueren können die Einheimischen sogar noch was von mir lernen. Da kenn ich mittlerweile ja (fast) nix!

Zum Thema Essen kann ich leider noch nichts schreiben – durch die Hitze habe ich so gut wie keinen Appetit. Aber morgen will ich mich diesem Abenteuer dann auch endlich stellen.

To be continued…

In diesem Sinne, danke fürs Lesen :-). Kommentare werden gern gelesen!

 

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14 Comments

  • Reply Antje 1. April 2016 at 21:52

    So toll! Liest sich sehr gut, und ich kann mir genau vorstellen was du gerade alles erlebst.
    Großartig. Liebe Janine, freue mich sehr wieder von dir zu lesen.
    Lass es dir gut gehen.
    Drück dich, Antje

  • Reply Fran 1. April 2016 at 22:12

    Hallo Weltenbummler,
    ich ziehe meinen Hut vor Dir, dass Du diese Reise (weitestgehend) allein durchziehst. Ich hätte das nicht drauf. Aber nichts desto trotz wünsche ich Dir eine ganz tolle Zeit mit faszinierenden Erlebnissen und bleibenden Erinnerungen. Und vor allem, komm gut wieder zurück 🙂
    Liebe Grüße
    Fran

    • Reply missbontour 2. April 2016 at 6:00

      Lieben Dank, und ich pass auf mich auf!

  • Reply Bee 2. April 2016 at 3:45

    Toller Bericht! Ich freue mich schon auf viele weitere.

    • Reply missbontour 2. April 2016 at 6:00

      Danke, 🙂 bald bist du ja ein Teil davon!

  • Reply Katrin P. 2. April 2016 at 10:25

    Der Bericht liest sich super. Gerade auch die ganzen Hintergrund-Infos, so reist man ein wenig mit 🙂 . Freu mich auf den nächsten. Genieß jeden Tag! Einen dicken Drücker

  • Reply Dennis 2. April 2016 at 12:04

    Kann mich den Anderen nur anschließen. Herrlich. Besser hättest du uns als Leser nicht mit auf die Reise nehmen können.So sind wir erst Recht direkt neben dir und mittendrin dabei. 🙂 Weiter so. Freue mich schon auf die weiteren Eindrücke. Drück dich.

    • Reply missbontour 2. April 2016 at 15:07

      Oh, oh… Die Latte hängt jetzt ganz schön weit oben! Danke 🙂

  • Reply Steffi 2. April 2016 at 18:13

    Ich finde es super, von der Ferne mitzuerleben, wie sich deine Reise gestaltet. Da bekomm ich glatt auch Fernweh. Freu mich auf deine nächsten Berichte.

    LG
    Steffi

  • Reply Natalie 3. April 2016 at 16:11

    Auch ich find es einfach toll und spannend von Deinen Erlebnissen und Eindrücken zu lesen!
    Ich freu mich schon auf die Fortsetzung… ?
    Festen Drücker aus Hamburg ?

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