Mit dem Nachtbus geht es weiter. Die Fahrt nach Hampi sollte ca. 8h dauern und ich hatte ein Ticket im Sleeper Bus gekauft. Also Schlafbetten im Bus – das finde ich ja schon mal komisch und eigentlich total unökonomisch. Können doch so viel weniger Menschen transportiert werden. Und normalerweise gibt es in diesen Bussen standardmäßig Doppelbetten – also wenn man nicht per se zu zweit unterwegs ist, muss man das Bett mit einer fremden Person teilen.
Nachtbus in Indien = Blind Dating
Mir wurde allerdings versichert, dass es ja low season und daher weniger Menschen unterwegs seien. Und als Frau müsste ich unter gar keinen Umständen mit einem Mann das Bett teilen.
Nun gut – gegen Abend machte ich mich auf den Weg zur Busstation, die relativ unscheinbar in der nächst größeren Stadt war. Wieder kein Hinweisschild, nur die Bestätigung des Riksha-Fahrers und der herumstehenden anderen Menschen, dass hier der Bus anhalten und abfahren würde.Im Reisebüro hatte man mir noch mit auf den Weg gegeben, dass, wenn der Bus nicht pünktlich ist, ich unbedingt dort warten sollte. Also da war mir schon klar, dass der Bus nie und nimmer pünktlich kommt.
Nachts, mitten im Nirgendwo – warten auf den Bus
Am Ende warteten zwei Europäerinnen auf einen Bus, jeweils in eine andere Richtung warteten. Bißchen komisch war das schon. Nach und nach wurden die Bürgersteige um uns herum hochgeklappt. Beim dritten Telefonanruf wurden wir informiert, dass es einen riesigen Verkehrstau gegeben hätte, beide Busse aber unterwegs seien.
Irgendwann kam dann ihr Bus und dann stand ich allein da – mitten im Nirgendwo, nur vereinzelt kreuzten Mensch, Hund, Kuh, Mofa die Straße- und mit einer knapp 2-stündigen Verspätung tauchten am Ende der Straße dann endlich die Lichter des Busses auf.
Der Fahrer schaute auf mein Ticket, auf meine Sitzplatzreservierung und sprach sich kurz mit dem zweiten Fahrer ab, was sich für mich so anhörte wie „He, auf dem Platz liegt schon jemand. Was machen wir jetzt mit ihr?“. Ich wurde mit einer Doppelliege ganz für mich allein belohnt – doch vorher musste ich mich da erstmal hinkämpfen…überall am Boden liegende Schuhe, Rucksäcke, heraushängende, sich mir in den Weg stellende, Körperteile.
Im Bus war es eisigkalt, und normalerweise hätte ich auch sofort die Lüftungszufuhr hermetisch abgeriegelt, wie es meine Freundin Betti immer tut, das Leukoplast hatte ich schon in der Hand, habe dann aber doch an die vielen Menschen in diesem kleinen Vakuum gedacht und das es evtl. nicht schlecht wäre, etwas Luft abzubekommen.
Überlebenstipps für eine Fahrt im Nachtbus
Daher war ich doppelt froh, dass ich die dicken Wollsocken, die genau für solche Situationen gedacht sind, griffbereit hatte und die Air Berlin Decke, wobei ich nicht mit gerechnet hätte diese schon so zeitig einsetzen zu müssen. Hach diese Busfahrt – war schon ein Erlebnis. Die Straßen sind eine einzige Katastrophe. Und selbst auf den Landstraßen kommen regelmäßig Bumper zum Einsatz, so dass der riesige Bus immer wieder abbremsen und anfahren musste. Ich kam mir vor wie ein Martini, nicht gerührt, aber ordentlich geschüttelt, und spätestens nach der ersten Vollbremsung wie eine Ladung Wäsche in der Waschmaschine – beim Bremsen wurde ich immer nach vorn geworfen und beim Anfahren nach hinten.
Ich war froh, dass ich seit dem Mittag nichts mehr gegessen hatte und auch das mit dem Trinken hatte ich früh genug eingestellt. Irgendwann merkte ich, dass das der Fliehkraft geschuldete hin und her weniger wird, wenn ich auf dem Rücken liege, also wenn sich das Ganze auf mehr Masse 😉 verteilt und mehr Stabilität bekommt. Und so lag ich dann, schlief einigermaßen gut und erreichte Hampi früh um 7 Uhr.
Unterkunft – einfach und schlicht
Meine Unterkunft war sehr einfach – eine Bambushütte mit einem großen, harten, Bett und Moskitonetz. Kein Stuhl, kein Tisch, kein Haken. Das „Bad“ war noch einfacher – kein Waschbecken, kein Spiegel, immerhin Toilette nach europäischen Standard, Dusche und Wasserhahn kamen einfach aus der Wand, der Boden war irgendwie kreuz die quer zementiert. Ach so, Toilettenpapier gab es auch keines, aber das hatte ich vorher schon gelesen und war entsprechend vorbereitet. Dafür war es günstig und sauber- und man gewöhnt sich in relativ kurzer Zeit an vieles.
Badezeit in Hampi
Und dann musste ich auch direkt los, denn früh Morgens wird Lakshmi, der Tempelelefant, im Fluß gebadet. Hier badet übrigens nicht nur der Elefant, gefühlt auch alle Bewohner Hampi’s waschen sich selbst und ihre Kleidung hier.
Sengende Hitze und über 40°
Und schon da spürte ich diese Hitze. Am Meer wehte immer eine ordentliche Brise, hier war nichts. Die nächste drei Tage waren es kontinuierlich 45 Grad, in der Nacht vermutlich nicht weniger als 35 Grad. Also hieß es eigentlich, entweder ganz früh raus, oder alle Aktivitäten auf den Nachmittag verschieben.
Sehenswürdigkeiten in Hampi
Hampi, im Bundesstaat Karnataka, ist berühmt für seine Steine, nun ja, also für seine Tempel(ruinen) – so ein bißchen wie für uns Europäer Rom, ist dem Inder sein Hampi. Nur viel, also wirklich viel, viel kleiner.
Von der Landschaft ist es recht karg, viele Felsen, die auch gern zum Bouldern genutzt werden und es gibt einen Fluß und einen Stausee, in dem angeblich sogar ein Krokodil leben soll. Weiterhin gibt es viele Bananenplantagen und natürlich Palmen mit massig Kokosnüssen.
Tipp: Lime Soda zur Erfrischung
An Kokosnusssaft komme ich ja immer noch nicht ran, aber ich habe Lime Soda entdeckt. Super einfach, Zitronen-/ Limettensaft mit Mineralwasser – herrlich. Die zu besichtigenden Tempel und Anlagen sind, nun ja, …vielleicht nicht so beeindruckend wie das Forum Romanum, aber wie gesagt, eines der Heiligtümer der Inder.
Perfekt zum Erkunden mit dem Scooter
Hampi wird mir in sofern immer in Erinnerung bleiben, weil ich hier meine ersten Scooterkilometer gemacht habe :-).
Um zum Tempel des hinduistischen Affengottes Hanuman zu kommen, hier soll dieser der Legende nach geboren worden sein, nutzt man entweder ein Fahrrad, ein Mofa oder ein Motorrad.
Wie ich Scooter fahren lernte in Indien
Da ich schon immer damit geliebäugelt hatte, juckte es mich in den Fingern. Soll ich, soll ich nicht….auf der Dorfstrasse wurden mir die Basics beigebracht … Bremse halten, leicht Gas geben … und das wars. Wenden entweder mit den Beinen schieben oder ganz leicht mit dem Gas.
Ja, und dann sass der Typ auch schon hinter mir und gab Anweisungen. Berg auf Gas geben, Berg runter, bremsen – kann ja nicht so schwer sein und ich dachte ich probier das jetzt einfach mal aus. Es gab weder nen Helm, noch wollte er meinen Führerschein sehen, noch gab es eine Inspektion des Mofas – kurz und schmerzlos.
Und dann bin ich los – mit Bumblebee, so nannte ich mein Geschoß, weil es so schön gelb war und mich mit einem Affentempo von 30km/h durch die Landschaft rollerte. Echt, mehr war einfach nicht drin. Ich hab noch viel zu viel Respekt vor den Teilen und von wegen Freiheit und so – in dem Stadium bin ich noch nicht. Jetzt ging es erstmal darum Balance zu halten, beim Bremsen das Gas auch loszulassen, nicht bei jedem Gehupe der heranbrausenden Mopeds wie ein verschrecktes Kaninchen zusammenzuzucken. Aber es hat Spaß gemacht und muss definitiv wiederholt und gefestigt werden.
Ähm, und ja, ich habe das Teil auch einmal abgelegt, aber ich war tatsächlich noch langsamer als 30 km/h und ausser einem blauen Fleck ist nichts weiter passiert. Jaja, bremsen und gleichzeitig Gas geben ist keine gute Kombination. Da der Weg zum Tempel nur sehr kurz war, und ich noch ein bißchen mit Bumblebee üben wollte, bin ich kurz entschlossen noch in die andere Richtung zum Stausee, wo die Landschaft wirklich utopisch wird.
Also nicht dass jetzt hier der Eindruck entstehen würde, ich wäre nur mit dem Scooter durch die Landschaft geballert, nein, ich bin auch brav die 570 Stufen zum Tempel hochgeschnauft.
Hampi – Backpacker Hangout, kein MUSS
Gerde eben wurde ich im Hostel gefragt wie ich Hampi empfunden habe. Für mich ist es wohl etwas überbewertet, da die Erwartungen sehr hoch sind, wenn man sich die Reiseerlebnisse auf Blogs oder die Beschreibung im Reiseführer durchliest.
Die Faszination des Ortes für den Reisenden liegt in seiner krassen Landschaft, und der einfachen, chilligen Atmosphäre. Mir haben die drei Tage gereicht, ich wollte weiter, nach Mysore, in die große Stadt.
Alle Bilder von Hampi findet ihr wie immer hinter diesem Link. Leider geht es aktuell nur mit runterscrollen. Am Ende findet ihr die jeweils aktuellen Fotos.
2 Comments
Was ich noch loswerden wollte: ich bin sehr neidisch aufs Deinen geilen pinken Turnbeutel! Bis baaaald!
Tolle Bilder Miss B!!!! ??