Ich habe ein schlechtes Gewissen, denn ich glaube ich tue dem Land und seinen Menschen hier gerade sehr Unrecht weil ich bisher so verhalten und leicht negativ berichtet habe. Dabei bin ich nun schon 2,5 Wochen hier und habe schon einiges gesehen und erlebt. Von den über 7.000 Inseln war ich bisher gerade einmal auf dreien.
Von Manila ging es mit dem Flugzeug nach Bohol und dort direkt weiter auf eine kleine angrenzende Insel namens Panglao. Hier quartierte ich mich bei Vicky & Andy, in deren Backpacker Quartier „Lennons Place“, ein. Von den Beiden habe ich ja schon in meinem letzten Artikel geschwärmt, daher kürze ich das an dieser Stelle ab. Vier Nächte blieb ich, was ziemlich lang ist und zeigt wie wohl ich mich gefühlt habe. Das lag zum größten Teil an den Beiden, weniger am überlaufenen und wenig zum Sonnenbaden geeigneten Alona Beach. Zur Erklärung, und was ich vorher nicht wusste, Ebbe und Flut bestimmen hier ob es überhaupt einen Strand gibt. Das heißt bei Flut kommt das Wasser so dicht ans Ufer, dass es meistens keinen Strand zum Liegen gibt und bei Ebbe bleiben die ganzen Seealgen und leider allzu häufig auch der Plastikmüll am Strand zurück, was wiederum nicht zum gemütlichen Sonnenbaden einlädt. Also mietete ich mir rasch einen Roller und machte mich auf die Suche nach einem paradiesischen Strand. Ich fuhr und fuhr, durch die sengende Hitze, manövrierte den kleinen Roller durch aufgeweichte Dschungelpfade und fand…am Ende leider nichts. Das Wasser ist glasklar, azurblau und die Korallen schimmern unter der Oberfläche, aber mehr als eine kurze Erfrischung war für mich nicht drin. Dazu kam noch, dass das Wetter auf Bohol sehr unbeständig war. Früh strahlender Sonnenschein, ab 15 Uhr, danach konnte man die Uhr stellen, fing es an sich zu bewölken und zu regnen. Zwar nicht sintflutartig, aber immer noch genug. Wenn schon kein Strand, dann ab ins Landesinnere. Das rumcruisen macht mir immer noch riesig Spaß und so ging es zu den Chocolate Hills. Diese Formation von großen Hügeln verdankt seinen Namen der schokoladenähnlichen Färbung, die diese zu einer bestimmten Zeit im Jahr annehmen. Vorbei an Reisfeldern, durch kleinere Städte, mitten durch das Leben der Filipinos und immer begleitet mit einem freudigen Hallo der Kiddies. Dennoch zog mich nach fünf Tagen die Hoffnung auf besseres Wetter weiter.
Das Ziel diesmal Siguijor Island, Transportmittel, das Schiff. Hier machte ich leider den Fehler, dass ich, anstatt direkt zur Insel durchzufahren, in Dumaguete ausstieg, und hier völlig sinnloserweise die Nacht verbrachte und in Selbstmitleid fast ertrank. Zu dumm, aber das passiert, wenn man sich nicht ausreichend vorher informiert ;-). Auf Siguijor Island hatte ich keine Übernachtung gebucht, da die Preise unverschämt hoch waren, für die Nebensaison, und ich eine Empfehlung für JJ’s Backpacker Village bekommen hatte, welches aber nicht online zu buchen war. Von Luxus bin ich hier auf den Philippinen weit entfernt…Bisher habe ich nur in Mehrbettzimmern genächtigt, obwohl ich zweimal Glück hatte und die Zimmer nur durch mich belegt waren. Bei JJ’s, welches sehr beliebt ist unter uns Backpackern, hatte ich dann die volle Dröhnung. Sechs Bettzimmer, vier Jungs und zwei Mädchen. Aber ich staune immer wieder wie gut ich damit klarkomme. Bisher hat Gott sei Dank auch noch keiner der Jungs oder Mädchen geschnarcht, oder ich höre es einfach nicht, weil ich jede Nacht wunderbar schlafe. Im Schlaf muss ich so eine Ruhe ausstrahlen, dass mich eines Nachts sogar ein Gecko besucht hat. Also ich gehe einfach mal davon aus, dass es ein Gecko war, alles andere wäre eine ekelerregende Katastrophe die ich mir nicht vorstellen mag. Die Strandsituation auf Siguijor war leider exakt die selbe wie auf Bohol. Eigentlich noch schlimmer. Hatte der Reiseführer einen traumhaften Strand versprochen, der mich mit dem Roller ne Stunde gekostet hat zu erreichen, kam ich an einer zubetonierten Freizeitanlage an, die ihre besten Jahre schon hinter sich hatte. Als die Amerikaner hier waren war das bestimmt ein ganz super dolles Familien- und Freizeitbad…betonierte Treppen die bis ans Wasser reichten, eine Rutsche die direkt ins Meer führte und zwei Sprungplattformen, von denen eine nicht mehr betreten werden durfte. Ich war am Boden zerstört und total gefrustet – zum Ausgleich fuhr ich dann erstmal um die ganze Insel. Mit Musik auf dem einen Ohr wird das rumfahren nochmal um so einiges entspannter. Bei JJ’s ging es dann direkt in die Hängematte, aus der ich mich, wenn einmal erobert, weil es gab nur diese eine, nicht mehr herausbewegte. Da bin ich Egoist, da kenn ich gar nichts. 😉
Wenn ich von Zimmergenossen oder Einheimischen gefragt werde, wie ich das Land finde, kann ich bisher immer nur verhalten reagieren. Wie soll ich denn respektvoll ausdrücken, dass ich frustriert und enttäuscht bin? Bei JJ’s bin ich auf einen Philippinen-Experten getroffen. Seine Antwort:“ Wenn Du weiße Sandstrände willst, musst Du nach El Nido, auf Palawan.“ Großartig, die Insel liegt im Westen des Landes und eigentlich war sie auf Grund der Regenzeit überhaupt nicht auf meiner Route. Auch wenn es eines der schönsten Fleckchen sein soll, bin ich bisher davon ausgegangen, dass davon auch noch genug andere im Land verteilt sind. Bisher haben die sich nur gut vor mir versteckt. Also bestehende Reiseroute über den Haufen schmeißen und eine neue musste flugs her. Nach El Nido komme ich nur mit dem Flieger und zwischen mir und dem nächsten Flughafen lag noch eine weitere Insel, Cebu. Und noch ganz viel Zeit. 30 Tage gilt das Visa und ich war ja nun gerade mal 1,5 Wochen hier. Auf dem Weg nach Cebu Stadt, zum Flughafen, baute ich mir daher noch 2-3 Stationen ein. Also mit der Fähre wieder zurück nach Dumaguete, auf die Insel Negros. Die Stadt steht gleichzeitig für den Tief- und Wendepunkt meiner Stimmung.
Knapp fünf Tage vorher wäre ich am liebsten sofort in den Flieger nach Hause oder wo auch immer gestiegen und nun war ich auf den Weg zu meinem ersten Schnorcheltrip auf dieser Reise. Die Unterwasserwelt ist großartig – hier ist der Trubel und Lärm der Welt da oben gaaaaanz weit weg. Nur ich, das blaue Meer, viele kleine und große Fische, bunte Korallen und mit etwas Glück auch das eine oder andere ganz besondere Meerestier – wie heute beispielsweise die Meeresschildkröten. Kann man unter Wasser eine Gänsehaut bekommen? Ich hatte eine und tief bewegt trudelte ich knapp unter der Wasseroberfläche und sah unter mir am Boden und plötzlich, als ich meinen Blick vom Boden lösen konnte und mal nach rechts und links schaute, direkt vor mir so ein großes, Ehrfurcht einflössendes Tier. WOW! Und es sollte noch größer werden!
Am nächsten Tag setzte ich rüber auf die Insel Cebu, mit dem Ziel Oslob, einem winzigen kleinen Dörfchen, am Rande der Hauptstraße der Insel. Seine Berühmtheit und den jeden Tag wachsenden Touristenstrom verdankt es den Walhaien, die hier in der Gegend leben. Jeder berichtete wie „awesome“ das Schwimmen mit den Fischen gewesen wäre und irgendwie dachte ich, dass will ich auch. Welch doofe Idee!!! Die Walhaie, im übrigen die größten Fische der Welt und mehr oder weniger Vegetarier, werden von den Fischern mit kleinen Fischstückchen angelockt. Dann springen 50 Touristen, ich leider einer davon, von kleinen Booten aus ins Wasser und fangen wie blöd an mit ihren Go Pro’s & Co, ich wieder einer davon, oder ihren Selfiesticks, ich zum Glück keiner davon, um die Haie herum zu lavieren. Die Art und Weise war einfach furchtbar, ein riesiger Zirkus. Die 1-2 Sek, die ich das Erlebnis und den Hai für mich hatte waren dennoch mega aufregend. Das ganze dauerte 30 Minuten. Danach alle raus, und die nächste Touristenfuhre rein ins Wasser, bis ungefähr 12 Uhr mittags. Dann kehrt in Oslob wieder unheimliche Stille ein für den Rest des Tages.
Ich stieg in den Bus und fuhr der wunderschönen Küste entlang gen Norden, in das verschlafene Moaboal. Auf der Fahrt wurde mir wieder bewusst, wie unvergleichlich schön und blau das Wasser ist, gesäumt von Riffen und Steilküsten – kein Wunder dass ich keinen weißen Strand finde. Aber wo kommen denn dann die Postkartenmotive her?! Auch Moaboal ist wieder ein Tauch- und Schnorchelparadies, diesmal mit dem Fokus auf Sardinen – Tausende von Sardinen jagen direkt vor der Küste in riesigen Schwärmen durchs Meer. Und das Beste, man muss keine Tour buchen, um sie zu erleben. Schnorchel aufgesetzt, 2 Meter rein ins Meer und ab geht die Luzie – Sardinen wo das Auge hinblickt…und eine Schildkröte war auch dabei. [youtube https://www.youtube.com/watch?v=cNDHg49N9eo]
Und ob ihr es glaubt oder nicht, es gibt hier auch tatsächlich einen Strand. Mein erster richtiger Strand auf den Philippinen – nach über 2 Wochen! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Endlich bin ich angekommen.
Fotoalbum Philippinen
Und hier noch ein Bonusvideo zu den Walhaien, für alle die noch mehr wollen :-)[youtube https://www.youtube.com/watch?v=lYbM6bWi72I]
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