Besuch aus der Heimat
Nach 3 Wochen (Fast-) Einsamkeit kam ich total gerädert in der Nacht um 23 Uhr in Medellin an. Eine kurze Schaukelrunde in der Hängematte, begleitet von dem obligatorischen Willkommens-Bier, bevor es ins Bettchen, nun wieder im 5er-Schlafsaal, ging.
Wieder hatte ich Ärger mit meinem technisches Equipment…ich nutze die Stunden bis zum Wiedersehen mit Pia und Jörn, um das nötigste reparieren zu lassen….diesmal leider mit weniger Erfolg. Handydisplay im Arsch und Kameralinse vermutlich auch.
Ein kleiner Lichtblick war daher das langersehnte Wiedersehen mit meinem zweiten Besuch aus der Heimat. Und wie nicht anders zu erwarten hatten die beiden ein straffes Programm im Gepäck. So fand ich mich zwei Stunden später bereits in einer 4h (!)-Sightseeing Tour durch Medellin wieder. Ja, die faulen Providencia Zeiten waren nun endgültig vorbei ;-).
Auf den Spuren von Pablo Escobar
Allen Netflix-Junkies ist Medellin vermutlich ein Begriff durch die Serie Narcos. Es war die Heimatstadt von Pablo Escobar und dessen Ruf und Wirken ist bis heute deutlich spürbar. Krimineller oder Heiliger – etwas dazwischen gibt es nicht und so wird uns empfohlen den Namen „Escobar“ nicht öffentlich auszusprechen, da die meisten Kolumbianer kein Englisch verstehen und es daher zu Missverständnissen kommen kann. Für uns drei ist „Escobar“ von da an „Voldemort“.
Walking Tour durch Medellin
Medellin ist riesig- 3 Mio Einwohner, die einzige Metro im Land, viele Hochhäuser, eine Seilbahn und ein eigener, nicht mehr aktiver, Stadtflughafen. Die Tour ist sehr interessant, super informativ und sehr zu empfehlen. Nach 4h strammen Marsch durch die Stadt sind wir fix und foxi und lassen den Abend gemütlich bei Wein, Baguette, Käse und Oliven ausklingen. Schön dass die Beiden endlich da sind!
Wie schon erwähnt war meine Kamera in der Reparatur und mein Handy kurz davor den Geist abzugeben, daher sind die meisten der folgenden Fotos von Pia und Jörn.
Tagesausflug nach Guatapé
Obwohl Medellin sehr groß ist, halten sich die zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten in Grenzen – das ist im Übrigen eigentlich in allen südamerikanischen Städten der Fall. Daher machen wir an Tag 2 einen Tagesausflug nach Guatapé. Nach 2 Stunden Busfahrt erreichen wir das malerische Städtchen. Wirklich beeindruckend ist die Umgebung drumherum.
Das Gebiet ist ein riesig angelegter Stausee, auf dem sich viele kleine Inseln befinden. Wunderschön anzublicken vom Piedra del Peñol, einem Granit-Monolithen der scheinbar aus dem Nichts plötzlich auftaucht. Nach 659 Stufen befinden wir uns auf der ersten Plattform und belohnen uns mit einem Eis am Stiel – hmmmm, Ananas-Cocos-Geschmack!
Eine kleine Trübung erfährt der Abend, als wir erfahren, dass die für den nächsten Tag geplante Pablo Escobar / Voldemort-Tour bereits ausgebucht ist – aber Pia und ich hatten nicht mit der Hartnäckigkeit von Jörn gerechnet – wenn der sich was in den Kopf gesetzt hat.
Versuch Nr. 2 – Auf den Spuren von Pablo
Uns blieb noch gut ein Tag in Medellin, bevor wir am Abend mit dem Flieger an die karibische Küste nach Cartagena wollten. Da die Voldemort- Tour ausfiel, machten wir uns auf den Weg zur Seilbahn, um ein paar schöne Ausblicke auf Medellin zu erhaschen. Während wir uns durch den Großstadtdschungel manövrierten, versuchte Jörn uns doch noch eine Voldemort-Tour klar zu machen.
Der erste Versuch scheiterte an der Kommunikation, als sich herausstellte, dass die Tour nicht 200.000 COP, sondern 200 US Dollar kosten sollte. Puh, da war die Enttäuschung ziemlich groß….Jörn lief langsam die Zeit davon. Aber irgendwie schaffte er es dann doch noch eine Tour für einen fairen Preis zu ergattern, dafür mussten wir aber in einer Stunde zurück im Hostel sein. Puh, das wird knapp.
Auf die Minute erreichten wir das Hostel, wo unser privater Tourguide, nennen wir ihn mal Fernando, bereits wartete – Rucksäcke geschnappt, noch ne kalte Cola gekauft und ab ging es auf den Spuren von Voldemort. Fernando ging ziemlich schnell ans eingemachte und fuhr mit uns an die bekannten und berüchtigten Voldemort-Orte.
Friedhof, Haus wo er erschossen wurde, ein Hotel welches im Rahmen der blutigen Auseinandersetzungen zwischen dem Cali- und dem Medellin-Clan zerbombt wurde und gerade erst wieder aufgebaut wird. Von weitem sahen wir das für Voldemort errichtete Gefängnis, in dem er „freiwillig“ seinen Hausarrest absaß und zu guter Letzt noch ein Abstecher ins „Barrio Pablo Escobar“, welches er für die Armen und Obdachlosen errichten ließ.
Ich weiß nicht, für mich war Fernando ein kleiner Aufschneider, der sich und sein mangelhaftes Wissen sehr wichtig nahm – Pia hingegen konnte die Tour mit ihrem frisch erworbenen Wikipedia Wissen tatsächlich bereichern :-).
Fast am spektakulärsten war dann die Fahrt zum Flughafen, entlang eines Schleichweges mitten durch den Dschungel – wenn uns hier ein paar vermummte Typen mit Gewehren aufgelauert wären, mich hätte es nicht gewundert ;-). Vermutlich gehörte das Erlebnis aber noch mit zur Tour :-).
Cartagena – endlich wieder am Meer
Als wir am Abend in Cartagena landen empfängt uns die bekannte und geliebte Schwüle der Karibik. Und die Zeiten von kleinen, engen, Schlafsälen sind auch erstmal vorbei. Wir logieren im Casa Bustamante, einer traumhaft schönen Kolonialvilla unweit vom historischen Zentrum und dem Strand.
Zum Baden lädt Cartagena allerdings nicht ein, dafür aber zum Schlendern und Lustwandeln und zum „Wellnessen“. Denn wer hätte es gedacht, bereits auf den ersten Metern unseres Stadtspaziergangs werden wir wortwörtlich abgeschleppt: Mani- und Pediküre für weniger als 10€. Und Bartstutzen für Jörn ist auch noch drin. Frisch gewienert spazieren wir 2h später durch die bezaubernde Altstadt – schlappern frisches Obst und Eiscreme und landen am Ende bei Cuba Libre.
Traumhafter Sonnenuntergang am Fort von Cartagena
Die Altstadt ist für die Touristen ordentlich aufgepäppelt worden. Einige noch nicht renovierte Ecken erinnern mich sehr an Havanna – dank der karibischen Temperaturen, blauem Himmel und Sonne satt fühle ich mich tatsächlich wie in der Karibik. Gegen Sonnenuntergang zieht es uns zum Fort wo uns Cartagena in seiner ganzen Größe und Ausmaß beeindruckt.
Der geplant Ausflug zum Matschbad im Vulkan fällt für mich leider aus…ein neues Handy-Display muss mal wieder her. 🙁 Der restliche Tag verläuft angenehm entspannt…chillen am Pool, nochmal Aussicht genießen und zum Abschluss ein super leckeres Essen in La Cevicheria…mit abwechslungsreichem Abendprogramm in Form von Tangotänzern, zwei Breakdancegruppen, einer Michael Jackson Performance, Gitarrenspieler, etc. Gut, dass wir genügend Kleingeld dabei haben!
Santa Marta – Beach für die Ladies, Hiking für den Mann
Next Stop ist Santa Marta…noch weiter nördlich, kurz unterm Tayrona National Park. Für Jörn gehts ab hier morgen zur 4-tägigen Dschungelwanderung zur Verlorenen Stadt und Pia und ich…wir haben keine Lust auf endlose Mückenattacken, endlose Hitze und Schwüle, endlose Aufstiege und mindestens so anstrengende, endlose Abstiege, durchgeschwitzte und klamme Klamotten am Morgen, Mittag und Abend…. wir werden einfach mal die Strände der Gegend erkunden.
Da mein Hochbett in unserem Dreibettzimmer wirklich hoch ist, bestimmt 2,30m, und der Putz schon bedrohlich aus der Leiterhalterung bröckelt, schlafen wir einfach zu dritt im Doppelbett. Sind sie nicht süß! 🙂
Tolle Strände sind anders 🙁
Santa Marta hat einen Stadtstrand und in der näheren Umgebung, 10-15 Minuten mit dem Bus noch weitere Strände…allerdings keine wirklich schönen. Ausserdem herrscht Hochsaison. Die Strände werden weniger von weißbrotigen Touristen belagert als vielmehr von Kolumbianern und anderen Südamerikanern.
Wir lassen uns an beiden Tagen mit dem Boot noch zu anderen Stränden fahren, aber auch da ein ähnliches Bild…dicht an dicht, mit so unschönen, aber schattenspendenden Zelten…für mich eher der wahrgewordene Strandalbtraum…aber dennoch reicht es um gut Farbe zu tanken. Ja, da geht immer noch was :-).
Nach den anstrengenden Tagen am Strand gönnen wir uns regelmäßig eine kleine Schlammmaske, ein Mitbringsel von der Vulkantour und genießen die internationale und durchaus schmackhafte Küche in den Gassen von Santa Marta.
Tayrona Nationalpark – ob mit oder ohne Übernachtung, ein MUSS!
Eine Hoffnung habe ich ja noch in Punkto schöner karibischer Strand….Tayrona Nationalpark. An Tag 3 unseres Strohwitwendaseins machen wir einen Tagesausflug, inkl. 4h Wanderung in dem wunderschönen und noch sehr natürlichen und rauen Park. Die Strände sind nur zu Fuß, nach 2h auf und ab zu erreichen…dennoch machen sich Rucksacktouristen und auch Einheimische auf den Weg dahin, um dort mind. eine Nacht, mit dem Strand direkt vor der Nase, zu campen.
Es gibt nur wenige Badestellen, da die Strömungen hier zu groß sind – dennoch ist die Landschaft echt malerisch. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit hier und nach den zügellosen Tagen zuvor, ich sag nur Chips mit Limonengeschmack, Nüsschen hier, Eis da, Bier und die unzähligen Cuba Libre Kalorien, die ich noch aus Providencia mit mir rum schleppe, ist der Tag für uns echt anstrengend und nach einer Runde Netflix geht auch nix mehr.
Kurztrip ins Familienhotel
Kurz hinter dem Tayrona Nationalpark sammeln wir am nächsten Tag Jörn ein und gönnen ihm (und uns ;-)) noch ein bißchen Erholung. Vermutlich in den 60ziger Jahren war das Mendihuaca Hotel der Stern am Luxushotelhimmel in Kolumbien – die Lochkartenschlüssel zeugen noch vom Glanz der vergangenen Tage….aber es war super!!!
Riesige Poollandschaft mit Himmelbetten, eigener Strandzugang, leckeres Essen und die riesige Familiensuite mit meinem eigenen Zimmer und Bad sowie einem Balkon der sich herrlich für laue Kartenspielabende eignete. Ein Backpacker-Albtraum, ein Paradies für mich :-)!
Pünktlich mit dem Familienansturm zum Wochenende verließen wir die Karibik Richtung Landesinnere….nächste Station: Minca.
Das aktuelle Kolumbienfotoalbum gibt es hier.
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