Meine Bewertung: 3 Sterne
Weil es so wunderbar zu meinem gestrigen Tag passt, hier meine nächste Buchempfehlung. Anstatt den langsamen Bus zu nehmen, der für die 60km nach Kollam 4h gebraucht hätte, habe ich mich für die noch langsamere Fähre entschieden und bin 8(!)h durch die herrlichen Backwaters von Kerala geschippert.
Wovon handelt das Buch?
In 7 Kapiteln und anhand Erinnerungen an verschiedene eigene Reisen zeichnet Dan Kieran sehr ausführlich und detailliert die Vorzüge des langsamen Reisens bzw. des Müßiggangs auf Reisen auf. Pro Kapitel ergo Reisebericht wird der Vorteil mit Anekdoten und Erklärungen aus verschiedenen Themenbereichen, wie z.B. Natur, Politik, Geschichte und Psychologie angereichert, die auf den ersten Blick eigentlich überhaupt nichts mit dem Thema Reisen zu tun haben. So erfährt der Leser bspw. den Unterschied zwischen Chronos und Kairos, zwei griechischen Gottheiten die jeweils mit Zeit zu tun haben. So steht Kairos für die Zeit, die mit einem besonderen Erlebnis verbunden wird, also für einen mehr oder weniger kurzen Moment, und Chronos für eine längere Zeitperiode. Oder wir bekommen einen kurzen, aber sehr interessanten biografischen Abriss über das Leben von Vaclav Havel, welches für viele ja erst mit seiner politischen Karriere als tschechischer Ministerpräsident beginnt. Wer weiß denn heute noch, dass Vaclav Havel auch Dramatiker, Essayist und Menschenrechtler war? Oder welche Erfüllung es sein kann, See- und Goldadler in ihrem natürlichen Ursprung auf einer kleinen, abgelegenen schottischen Insel zu beobachten? Gerade weil es über den Tellerrand hinausgeht oder wie es wahrscheinlich treffender formuliert wäre, den Horizont erweitert, ist das Buch lesenswert.
Würde ich dieses Buch empfehlen?
Ja, eigentlich schon. Zugegeben, obwohl manchmal etwas detailverliebt, macht es doch Spaß dieses Buch ganz „bewusst“ zu lesen. Es ist kein „Anti-Pauschal-Urlaub-Buch“, es dient dazu mal zu hinterfragen wie der nächste Urlaub bewusster erlebt werden kann – und der kann ruhig auch nach Balkonien führen.
Der besondere Moment für mich:
Da war ich noch gar nicht unterwegs, aber ich hatte schon eine Woche frei. Ich war verabredet mit einem sehr guten Freund und ich war zu früh und er war zu spät. Und das war genau gut so…ich las dieses Buch, sass in dem Restaurant und habe einfach nur total diesen Moment genossen – Zeit zu haben für mich, für das Buch und mich auf den kommenden Abend gefreut.
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