Hach, endlich war es da. Das WOW-Gefühl, welches ich immer bekomme, wenn ich überwältigt bin von einem Ort oder Erlebnis. Es grummelt dann so komisch im Bauch (alles rein positiv versteht sich) und manchmal bekomme ich sogar feuchte Augen. In den letzten 3 Tagen habe ich nichts anderes gemacht als durch Mysore’s Straßen zu schlendern, mich weiter vor an die indische Küche heran zu tasten und in einem der besten Hostels dieser (mir bekannten Backpacker-) Welt zu entspannen.
Von Hampi nach Mysore mit dem Bus
Nach einer weiteren angenehmen Nacht im Bus, Einzelbett für mich, ohne Klimaanlage, dafür mit einer warmen Brise indischer Sommerluft im Gesicht, erreichten wir Mysore gegen 7.30 Uhr früh. Wenn ich so in einer Stadt ankomme, bekomme ich erstmal gar nichts mit. Ich bin verpennt, ungeduscht, muss mich erstmal orientieren und werde normalerweise direkt überrannt von Leuten die mir ihre Transport-Dienste anbieten wollen. Kein wirklich guter Start in den Tag – also stur den Blick gerade aus, bzw. besser gesagt aufs Handy und das Ziel klar vor Augen – die Unterkunft.
Diesmal hatte ich Glück, denn in Hampi habe ich an der Bushaltestelle einen Backpacker getroffen, der ebenfalls in die selbe Unterkunft wollte und so konnte ich mich ihm einfach anschließen. Alan ist 29, Kanadier, und seit 8 Monaten unterwegs, mit dem Hauptfokus auf Europa und Asien. Und dann standen wir vor unserer neuen Herberge, dem Zostel Mysore …hach, ein altes, indisches Herrenhaus, wie man es aus den kitschigsten Romanen kennt. Groß und geräumig, wundervolle Bodenkacheln, liebevoll dekoriert und sauber!!!!
Aktualisierung April 2018: Anscheinend gibt es das Hostel in Mysore nicht mehr. Ich habe dennoch den Link zu Zostel drin gelassen, da es diesen Anbieter noch in vielen anderen indischen Städten gibt.
Wir konnten auch direkt in die Zimmer (6-Bett Zimmer!, aber ich hatte Glück und max. 2 weitere Personen mit drin, die letzte Nacht war ich allein), duschen und frühstücken. Es handelt sich hier um eine Franchisekette, die noch weitere Hostels in Indien und Vietnam betreibt. Da werde ich definitiv drauf achten. Echt, 5 Sterne!!!!
Überwältigende Architektur in Mysore
Wieder einmal hat mich die Architektur hier sprachlos gemacht. Deswegen gibt es bei den neuen Bildern auch ganz viele Hauswände 😉 Die Stadt leuchtet und erstrahlt ganz hell. Klar ist sie voll und es ist viel los, aber das mag ich ja gerade. Ich laufe also durch die Straßen und komme aus dem Staunen nicht mehr raus und das Lachen aus meinem Gesicht verschwindet auch nicht wirklich.
Die Häuser reichen von ganz alt und heruntergekommen, kurz vor dem Zerfall, bis zu kunterbunt und modern – und das teilweise direkt nebeneinander. Die alten Kolonialbauten sind recht gut erhalten und meist in staatlicher Hand, z.B. als Uni, Krankenhaus, Verwaltungstrakte etc.
In Mysore leben knapp 900.000 Menschen und es ist bekannt für die Produktion von sehr hochwertiger Seide, Sandelholz und Düften. Weiterhin wird die Stadt als einer der besten Spots in ganz Indien für Yoga gehandelt. Als ich eine meiner indischen Bekanntschaften fragte, ob Yoga in Indien tatsächlich von jederman betrieben wird, zumindest es als Volkssport angesehen wird, hat der nur gelacht und meinte „Nein, eigentlich würde das nur noch eine Minorität der Inder betreiben.“
Stilecht essen in Indien
Am Abend ging es dann mit ein paar Hostelbekanntschaften zum Abendessen, was insfoern sehr gut war, weil zwei sich, dank ihrer indischen Wurzeln, sehr gut mit der Speisekarte auskannten. So wurde dann auch stilecht auf einem Bananenblatt serviert und teilweise mit den Fingern gegessen.
Typisch Indien
Obwohl ich meinen Aufenthalt in Gedanken schon um einen weiteren Tag verlängert hatte, wollte ich mich Vormittags um die Weiterreise kümmern, um dann Mittags im Palast der Hitze zu entfliehen. Tja, und da hatte ich dann so ein typisches Indienerlebnis. Wo fange ich denn am besten an.
Ich bin zu Fuß los, zum Busstand für die innerstädtischen Busse, da hier ein Tourist-Office sein sollte. Das gab es dort allerdings nicht, und man schickte mich zum zentralen Busbahnhof, netterweise mit dem Bus, der mich dann fast wieder vors Hostel brachte, weil der Busbahnhof nur wenige Meter entfernt ist. Ok, ich raus und habe das Tourist-Office gesucht. Man hat ja so bestimmte Vorstellungen von so einer Touristeninformation – viele Prospekte, viele Leute, viele Angestellte, viel zu kalt eingestellte Klimaanlage, etc.
Weit und breit fand sich nichts dergleichen, bis ich dann ans letzte Ende des Busbahnhofes geschickt wurde und vor einer „Baracke“ stand, wo niemand war! Ausser einem verlassenen Telefon. So geduldig bin ich dann doch noch nicht, dass mich diese Umsonst hin- und-her-Fahrerei nicht leicht angenervt hätte. Als ich dann die angegebene Telefonnummer anrief, erklärte man mir, dass ich das Busticket direkt am Schalter kaufen sollte, die anderen Infos habe ich nur halb verstanden – das ist wirklich nicht so einfach mit dem indischen Englisch, habe aber erfahren, dass er im Büro am Bahnhof sitzt.
Da ich noch weitere Informationen wollte und immer noch so ein wenig die Hoffnung auf Prospekte, Stadtpläne, Tourenempfehlungen hatte, habe ich mich dann auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Tja, und dann stand ich da, in einem super winzigen, gameligen, kleinen Büro, ein zahnloser Inder mir gegenüber, der mich direkt erkannte, weil er ja erst kurz vorher mit mir telefoniert hat, vermutlich das einzige Telefonat in dieser Woche, und weit und breit kein einziges Prospekt, geschweige denn ein Computer an dem man irgendwelche Buchungen hätte vornehmen können.
Auf meine Frage, ob er denn mein Busticket buchen könnte, meinte er, dass ich das am Busbahnhof am Counter hätte machen sollen, also von dem ich gerade unverrichteter Dinge kam. Aber wo er recht hat, hat er recht – hätte ja direkt zum Counter gehen können. Und nun saß ich hier in diesem leeren Büro, habe am Ende nicht eine einzige relevante Information bekommen. Nun gut, die Tour, die ich eigentlich buchen wollte, habe ich dann nicht gebucht, weil der Flyer so furchtbar aussah, und das eigentlich nicht gut werden konnte.
So war ich drei Stunden mit hin und herfahren beschäftigt, mein Magen hing mittlerweile in den Kniekehlen und wirklich richtig was erreicht hatte ich nicht. Als Belohnung holte ich mir lecker frittiertes vom Straßenstand und bin dann, ich weiß auch nicht wieso und warum, plötzlich in der Umkleidekabine eines Shoppingcenters gelandet mit einem wunderschönen Kleid an!
Hmmm, soviel zu den guten Vorsätzen – aber ich brauchte dringend (;-))was langes, also was über die Knie geht. Mit Haut zeigen an den Schultern und etwas Ausschnitt ist es hier nicht so schlimm, aber mit kurzen Hosen oder Rock rumzulaufen ist für viele ein Grund dich einfach hemmungslos anzustarren. Und deswegen brauchte ich dieses Kleid – und es ist wirklich gaaaaanz bezaubernd ;-)!
Unbedingt anschauen – der Palast in Mysore
Was auch absolut bezaubernd ist, und mich sprachlos gemacht hat, ist der wunderschöne Mysore Palast, der auch zum Weltkulturerbe gehört. Leider ist fotografieren verboten, aber da sich keiner wirklich dran gehalten hat, habe ich verstohlen mit dem Handy von drinnen ein paar Fotos gemacht. Wirklich ein architektonischer, künstlerischer Traum und mit Sicherheit eines der schönsten Gebäude, die ich bisher sehen durfte.
Tipp: Chamundi Hill zum Sonnenuntergang und Essen
Abends ging es dann auf den Chamundi Hill, um einen Blick auf den dortigen Tempel zu werfen und den Sonnenuntergang über Mysore zu geniessen. Ausserdem habe ich mich von den Einheimischen zu weiteren indischen Leckerbissen überreden lassen – frittierte Teigbällchen und Peperoni (nicht scharf) mit einer Minzsauce.
Hell erleuchtet zum Abend – der Palast von Mysore
Der krönende Abschluß dieses Tages war noch einmal die Rückkehr zum Palast. Diese wird nur an Sonn- und Feiertagen für ein paar Minuten am Abend mit zigtausend kleinen Glühbirnen beleuchtet. Und heute war einer dieser seltenen Abende. Ich bin durch das Tor und mit buchstäblich offenem Mund stehen geblieben – ehrlich! Es war wie ein Märchen – traumhaft schön. Leider geben meine Bilder nicht annähernd diese Schönheit und Stimmung wieder.
Devaraja Markt
Gestern habe ich es dann ganz gemütlich angehen lassen. Ich musste einiges recherchieren, bzgl. der nächsten Etappen und für Sri Lanka. So, dass ich mich dann auch erst am späten Nachmittag rausgetraut habe, auf den Devaraja Markt, ein typischer indischer Basar für Accessoires, Blumenschmuck, Sandelholz-Duftstäbchen, Obst- und Gemüse, dem gefärbten Puder, welches für die Bindi Punkte, die die Inder bei den Segnungen durch ihre jeweiligen Götter auf die Stirn erhalten, verwendet wird.
Aber ich wollte noch nicht wieder zurück ins Hostel und da das Licht wieder so toll war, bin ich durch die Straßen gelaufen und am Ende vor St. Philomena’s Cathedral gelandet.
Das ist schon sureal – da laufe ich mehrere Straßenzüge durch Muslim-Gebiet, die Frauen werden verhüllter, anstatt Kühen sind jetzt Schafe und/ oder Ziegen auf den Straßen, und plötzlich erscheint aus dem Nichts dieses riesige, dominante, alles überragende Symbol des katholischen Glaubens. Wenn ich es mir recht überlege, alle anderen religiösen Stätten, Moscheen, Hindutempel, Jain-Tempel, etc. sind bedeutend kleiner in ihrer Bauweise.
Schön wars in Mysore, aber wenns am schönsten ist soll man ja bekanntlich weiter. Next Stop Cochin – die Messlatte liegt verdamt hoch.
Hier wie immer die Fotos.
5 Comments
Ich werde dieses Wow-Gefühl haben, wenn wir uns in 11 Tagen am Flughafen von Colombo wiedersehen.
<3
Shaniah das kannst du nicht machen! Wo ist ein Bild von dir in dem bezaubernden Kleid? :O
Ich erwarte dein Foto <3
Ganz toller Beitrag! 🙂
Ja, ein Foto vom Kleid! So ein Wow-Erlebnis liest sich wirklich noch viel besser…
Thank you MissBontour for sharing your experience with us.
We would love to host you next time you visit India.
🙂