Allgemein, Asien, Indonesien

Lombok- Reise mit angezogener Handbremse

10. September 2016

Auf der Suche nach dem ursprünglichen „Bali“

Der ursprüngliche Plan sah vor, direkt nach dem erfolgreich absolvierten Surfcamp das touristische Bali zu verlassen und auf Lombok ganz viel Sonne, Strand, Meer und das ursprüngliche Indonesien aufzusaugen. Bei dem Wort „Plan“ werden die ersten aufmerksamen Leser aufhorchen und spätestens bei „erfolgreich absolviert“ sollte allen klar sein, dass absolut gar nichts mehr nach Plan verlief.

Im Gegensatz zu meinen Erwartungen gefällt mir das „touristische“ Bali sehr gut, so dass ich nichts dagegen hatte hier noch ein paar Tage länger zu verweilen…und ja, ich habe mein Herz nicht nur an das Land verschenkt, sondern auch an einen Mann. Und so wurden die 3 Wochen Entdeckungsreise Lombok kurzerhand auf 10 Tage verkürzt. Und auch diese konnte ich nicht wirklich zu 100% genießen – waren meine Gedanken doch immer wieder auf Bali und der Wunsch dorthin zurück zu kehren wurde mit jedem Tag größer.

Lombok – Wo bitte gehts zum Strand?

Lombok ist die östliche Nachbarinsel von Bali und wird touristisch als das nächste Bali gehandelt. Ich mietete mich für 5 Nächte in Lombok Kuta ein und erkundete von dort aus ein winziges Teilstück der Insel. Glücklicherweise traf ich zwei Reisebekannte von Bali wieder, so dass ich etwas abgelenkt war und auch gleich einen super Tip für einen tollen Strand bekam.

Denn was ich auf meiner bisherigen Reise so verzweifelt gesucht, und auch auf Bali nicht gefunden habe, gibt es hier in Hülle und Fülle – TRAUMSTRÄNDE!!! Drei von vier Tagen verbrachte ich daher am Strand – und mein Teint entspricht auf einer Skale von 1-10 mittlerweile einer wunderschönen 12 ;-).

Traumstrand Selong Belanak

Mein Lieblingsstrand ist Selong Belanak. Eine 45-minütige pittoreske Scooterfahrt durch die leicht bergige Landschaft im Südwesten Lomboks. Und dann stand ich in einem Instagramreifen Foto aus weißem Sand, azurblauem Wasser, zuckerwatteartigen Wellen (die zugegebenermaßen nicht mehr ganz so zuckerwattig waren, als sie mit großem Getöse über mir brachen) und im Hintergrund die Fischerboote und Berge.

Traumstrand Nr. 2 – Tanjung Aan

Nicht weit weg von Kuta befindet sich Tanjung Aan. Die Bucht ist umgeben von Bergen, die für einen grandiosen Sonnenuntergang und Rundumblick leicht zu erklimmen sind. Der Strand ist makellos und das Wasser azurblau. Was will man mehr!

Traumstrand Nr. 3 – Mawi Beach

Mawi Beach liegt ca. 15 Minuten mit dem Scooter, Richtung Osten von Kuta. Nachdem sich der Scooter über die Berge gequält hat, geht es auf einem kleinen ruckeligen Kiesweg zum Strand. Und obwohl dieser noch als „Geheimtipp“ angepriesen wird, ist er der „nervigste“ Strand von allen – denn hier wird man leider alle 3 Minuten von den zumeist kindlichen Händlern auf extrem penetrante und teilweise wirklich rotzige Art zum Kauf von Babyananas, Bananen, etc. angehalten.

Auch das sanfteste Gemüt wird bei dem kontinuierlichen, minütlichen Schlachtruf „Wanna Babyananas“ irgendwann zum genervten Chauvitouristen und verlässt den schönen Strand, nur um dann in Kutta in einem Café oder Restaurant zu sitzen und dort wiederum von Kinderverkäufern mit großen Kulleraugen um den Kauf eines Armbandes angefleht zu werden.

Wehrmutstropfen – Kinder als Händler

Es ist wirklich krass. In den 5 Monaten Reise und auch vorher ist mir diese massive Art des Verkaufs noch nicht untergekommen. Klar gibt es an vielen Stränden Händler die Obst, Klamotten, Sonnenbrillen, etc. mehr oder weniger penetrant an den Mann/ die Frau bringen wollen, aber in fast allen Fällen reichen ein oder zwei deutliche „Nein“, um in Ruhe gelassen zu werden.

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Vulkantour zum Rinjani – ja oder nein?

Auf Lombok gibt es den berühmten Vulkan Rinjani, der in 3-4 Tagestouren erklommen werden kann.

Ja, ich habe dieses Abenteuer ausgelassen. Ich habe es mir schlicht und einfach nicht zugetraut – und ignoranter Weise muss ich gestehen, dass mich der Ausblick um 1,2 oder 3 Uhr Nachts aufzustehen, unglaubliche körperliche Qualen auf mich zu nehmen, hygienisch zweifelhafte Örtlichkeiten zu besuchen, mittlerweile für einen Sonnenaufgang und Ausblick nicht mehr überzeugen ;-).

Aber ich bin mit dem Scooter landeinwärts bis zum Rand des Vulkans gedüst und habe mir ein paar Wasserfälle angesehen, inkl. einer kleinen Wanderung bergauf und bergab, die meine Einschätzung bzgl. meiner konditionellen Verfassung zum Aufstieg des Rinjanis absolut bestätigt hat.

Die Fahrt durch das Zentrum von Lombok war unspektakulär, hätte ich mich nicht ein paar Mal verfahren und wäre auf kleinen Schleichwegen mitten durch die Reisfelder gedüst. Aber die Küstenregion der Insel ist atemberaubend schön und definitiv eine Reise wert.

Tipp: Boottrip nach Komodo-Island

Das eigentliche Highlight meines Ausflugs war aber der LiveOnBoat-Trip nach Komodo-Island. Der Ausblick, diesen großen, urzeitlich anmutenden Drachen Aug-in-Aug gegenüberzustehen war verlockend und sollte das i-Tüpfelchen auf dem Abenteuer Indonesien sein.

Simple and easy

Mit ca. 20 anderen Reisenden ging es Mittwoch Mittag auf ein mittelgroßes Boot. Es gab 3 Kabinen für 5-6 Personen, der Rest schlief schön zusammengekuschelt auf dem Oberdeck – für jeden gab es eine 90cm Matratze, ein Kissen und eine Decke. Glücklicherweise waren wir nicht voll ausgebucht, so dass beide Betten neben mit frei blieben. Es gab ein Hock-Klo und eine westliche Toilette mit direktem Abfluß ins Meer und einen großen Zuber mit Frischwasser, inkl. einer Schöpfkelle.

Alles super simpel, dafür aber mit gaaaaaanz viel Chillfaktor. Ich hatte keine Ahnung wie weit weg die Komodo Inseln und Flores, der Endpunkt unserer Reise, waren. Aber es dämmerte mir als wir gegen 11 Uhr in See stachen …und fuhren…und fuhren…und die nächsten zwei Nächte immer noch durchfuhren, lediglich unterbrochen von ein paar kurzen Schnorchel- und Schwimmstopps.

Um uns herum nur blau und blau und blau

Glücklicherweise war die See gut zu uns und die Überfahrt durchaus machbar. Keiner ging über Board oder wurde seekrank. Die 4 Tage auf See waren meditativ beruhigend. Denn auf so einem Boot kann man nicht viel machen…ausser lesen, schlafen, sonnen und auf das Blaue Nichts hinaus zu starren, welches uns die ganzen Zeit begleitete.

Rechts waren die Inseln, Buchten und Strände von West Nusa Tenggara. Zwischen der endlosen Fahrt ankerten wir vor verschiedenen Inseln: Moyo Island – Satonda Island – Laba Island. Mittlerweile genieße ich das Schwimmen mehr als das Schnorcheln, denn die unglaublichen Panoramen über Wasser lassen mich immer wieder sprachlos zurück.

Welch ein Glück ich habe, dies live zu erleben – dafür bin ich immer wieder dankbar. Wenn man tagelang auf so einem Boot schippert, kommen einem schon mal so komische Gedanken – auf einem anderen Teil dieser Erde befinden sich Menschen in einer ähnlichen Situation, aber ganz und gar nicht freiwillig, voller Angst und Panik und bei weiten nicht so komfortabel wie ich es gerade habe. Wieder einmal wird mir bewusst welches Glück ich in der großen Lotterie des Lebens hatte!

Gesellschaftsstudien auf engstem Raum

So eine Tour auf begrenztem, engen Raum ist ein guter Ort für Gesellschaftsstudien. Sehr schön war das Verhalten der spanischen Reiseteilnehmer (3 Pärchen), welches nicht nur dem Österreicher und mir auffiel, sondern auch bei den eigenen Landsmännern und /-frauen für Kopfschütteln sorgte.

Die tägliche Nahrungsaufnahme gestaltete sich von Mal zu Mal mehr wie die Fütterung der Raubtiere – bei der meinereiner nur staunend und entsetzt danebenstand. Minuten bevor das Essen (Mittag= Abend=Reis und gekochtes Gemüse, vorwiegend Kohl (!)) aufgetragen wurde, versammelten sich die ersten Hungrigen um die Futterstelle.  In der Mitte des Bootes wurde eine Decke ausgebreitet und dann auf großen Tabletts das Essen serviert.

Es war noch nicht einmal alles aufgedeckt, als auch schon die Hände nach den Tellern und parallel nach Kellen und Löffeln schnellten, um die größten und leckersten Bissen für sich und seine Liebsten zu sichern. Wie das nun mal in einer guten Raubtierfamilie so üblich ist. Und wehe es näherte sich jemand dem Futtertrog – ein entsprechender Blick lies jeden zurückweichen und gehorsam darauf warten, bis er/sie endlich an der Reihe war. 😉 Einmal soll es sogar Hühnchen gegeben haben, habe ich gehört :-).

Höhepunkt: Mantarochen

Tag 3 auf dem Boot war der absolute Höhepunkt.

Ein kurzer, aber heftiger Aufstieg führte kurzzeitig dazu, dass ich mich schon mal von diesem Leben verabschiedete – mit Flip Flops auf Geröll einen Berg hoch zu klettern ist das Eine, gesund und munter wieder runterzukommen das Andere. Im Seniorenmodus und barfuss schaffte ich den Abstieg aber doch ohne Zwischenfälle.

Danach schipperten wir weiter und hielten zum schnorcheln am Manta Point und sahen tatsächlich Mantarochen – damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet und war wieder einmal komplett überrumpelt von der Majestizität (gibt es dieses Wort überhaupt?) dieser eleganten Tiere. Schwarze Schatten schweben über den Meeresboden, mit leuchtend blauen Augen und einem Respekt einflößenden Stachel.

Immer diese (anderen) Touristen 😉

Ach, alles könnte so schön sein, wenn nicht diese anderen Touristen überall auch wären. Das Erlebnis ist halt nur 4/5 so schön, wenn 20 andere Leute mit dir auf Kommando ins Wasser springen, sich in dein Sichtfeld werfen, um das Selfie mit dem Rochen im Hintergrund zu kriegen und dir strampelnde Füße, Selfie- und GoPro-Sticks in den Magen gerammt werden :-/

Die Probleme eines Weltenbummlers  – ich weiß! Nachdem wir am Pink Beach eine weitere Pause eingelegt hatten, ging es Richtung Sonnenuntergang, begleitet von einer kleinen Delfinherde. Und als wenn es nicht schon perfekt gewesen wäre…direkt vor der untergehenden Sonne tummelten sich zwei Delfine im Wasser. Also mehr Romantik und Kitsch geht nun wirklich nicht mehr!

Endlich am Ziel: Komodo Island

Und dann war es so weit – Tag 4 brachte uns die Komodo Drachen. Die Drachen leben auf 4 bewohnten Inseln und wir besuchten zwei – Komodo und Rinca.

Auf beiden Inseln wird man in der Gruppe, jeweils flankiert von 4-5 Rangern, die mit langen Stöcken zur Abwehr der Drachen „bewaffnet“ sind, auf Wanderwegen über die Inseln geführt. Auf Komodo haben wir lediglich einen jungen Waran und einen sehr alten Waran gesehen. Ich war enttäuscht – da hatte ich mir etwas mehr Abenteuer vorgestellt, als nur so einen altersschwachen, bis auf die Knochen abgemagerten Waran vorzufinden.

Auf Rinca hatten wir etwas mehr Glück…obwohl es anscheinend nicht die richtige Zeit ist für agile Warane. Auch hier waren die Kollegen eher träge und nicht sonderlich Angst-, bzw. Respekteinflössend.

Interessant waren die Ausführungen der Ranger. So ein Komododrache ist ab der Geburt, also dem Schlüpfen aus dem Ei, komplett auf sich allein gestellt. Niemand ernährt, beschützt oder lehrt es. Und zu allem Überfluss läuft es auch noch Gefahr von Mummy oder Daddy gefressen zu werden. Also geht es erstmal ab in die Bäume – zum Schutz vor der eigenen Brut. Das hat mich schon sehr fasziniert – vor allem, nachdem ich bei den Orang Utans das genaue Gegenteil erfahren habe. Dort bleibt das Jungtiert ja bis zu 8/9 Jahre bei der Mutter.

Festland in Sicht: Labuan Bajo, Flores

So langsam machten sich die 4 Tage an Deck bemerkbar. Alle waren etwas unruhig und bald schon sahen wir in der Ferne den Hafen – Labuan Bajo, auf Flores. Und so wurde der letzte, aber nicht weniger traumhafte Schwimmstopp nur noch von wenigen genutzt – die spanische Rudelgruppe hatte bereits ihr sämtliches Hab und Gut zusammengepackt, um beim Anlegen als Erste von Board gehen zu können ;-).

Ich freute mich am meisten auf die Zivilisation und die einhergehenden sanitären Anlagen – nach 4 Tagen ohne Dusche und Toilette…ohne weitere Ausführungen und Vertiefungen des Themas ;-). Für mich hieß es auch direkt am nächsten Tag ab in den Flieger und zurück nach Bali.

Wahnsinn, für die Strecke, die ich in den letzten 4 Tagen zurückgelegt hatte würde ich lediglich 1 Flugstunde benötigen. Der Abschied war wieder einmal zwiegespalten. Flores scheint eine wunderschöne, noch ganz und gar unberührte Insel zu sein. Vor allem für Taucher ein absolutes Muss – aber wie immer spare ich mir das für meinen zweiten Indonesien-Besuch auf.

Mehr Bilder von Lombok, der Schifffahrt und den Drachen gibt es am Ende des Indonesien-Fotoalbums.

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