Java – Hauptinsel Indonesiens
Der Abschied von Borneo fiel extrem schwer. Schwerer als bisher von irgendeinem Ort – aber jeder Abschied ist ja auch ein neuer Anfang. Also wieder auf Los – nächste Station Yogyakarta, die Kunsthauptstadt von Java.
Entsprechend nächtigte ich im Abrakadabra Art B’n’B Hostel, stilecht verziert mit Graffitis. Selbst im Pool und überall lagen Edding Stifte rum, mit denen man sich an Wänden und Türen verewigen sollte. Wie immer gestaltete sich die Ankunft für mich etwas schwierig. Neue Leute, man platzt in eine „eingeschworene“ Gruppe, da sich Einige bereits kennen, die Räumlichkeiten und sein Plätzchen müssen erobert werden.
Noch am selben Abend lernte ich aber Tine, eine ebenfalls alleinreisende Deutsche kennen, und wir teilten das Leid der ersten bescheidenen Eindrücke, sprachen uns Mut zu, dass sich das in den nächsten Stunden bzw. am nächsten Morgen schon legen würde. Im selben Zimmer zogen noch 4 Spanierinnen ein, die mein Indonesien-Programm, für das ich 4 Wochen einplante, in den nächsten 10 Tagen (!) abreissen wollten. RESPEKT!
Sightseeing in Yogyakarta
Mein Programm sah allerdings erstmal vor den nächsten Tag ganz gemütlich angehen zu lassen. In Ruhe frühstücken, Blog aktualisieren, Ziele und Ausflüge für die nächsten Tage planen und dann vielleicht mal einen kleinen Stadtspaziergang machen. Diese Recherchiererei ist extrem nervig. Vor allem wenn man nicht so richtig weiter kommt. Natürlich kann man für (fast) alles eine Tour buchen, aber die Kosten und vor allem die Touristenströme wollte ich versuchen zu vermeiden.
Planung ist extrem Zeitraubend – der Einfachheit halber dann doch lieber eine Tour buchen?
Es ist nun mal wie es ist…ich bin nicht die einzige Reisende und hier in Indonesien tummeln sich sehr, sehr viele Touristen. Die Planung für die Besichtigung von Gunnung Bromo und dem Ijien Massiv gestaltete sich extrem schwierig. Ich wälzte Reiseblogs, las immer wieder den Reiseführer, informierte mich in Reisebüros und bei anderen Reisenden – und kam doch zu keinem endgültigen Ergebnis. Also erstmal aufschieben – dafür ne schöne Massage und ein dickes Eis gönnen. Wird schon irgendwie werden. Die Stadterkundung lies ich für diesen Tag sein, ging zurück ins Hostel und tauschte mich mit Tine und den Spanierinnen über ihre Tageserlebnisse aus.
Tagesausflug zur Tempelanlage Borobudur und Prembanan
Am nächsten Tag schloss ich mich den spanischen Ladies an. Früh um 3 Uhr ging es zum Sonnenaufgang zur Tempelanlage Borobudur und anschließend noch zum Prambanan-Tempel. Der perfekte Sonnenaufgang war mir und den gefühlt 500 anderen Touristen leider nicht vergönnt.
Dennoch war die Stimmung überwältigend…die Nebelschwaden, die langsam vom Boden aufstiegen und sich ihren Weg zwischen den Bäumen hindurch bahnten, gaben Borobudur eine mystische und erhabene Erscheinung.
Nach einem kurzen Snack ging es wieder in Bus Nr. 1 und den kompletten Weg zurück und weiter zum Prambanan. Die Hitze und das Geschunkel im Bus trafen mich mit voller Wucht und ich war einfach nur noch Matsche. Pünktlich zur größten Mittagshitze durften wir auf das Tempelgelände, aber die Anlage beeindruckte mich bei weitem nicht so sehr wie Borobudur. Also stiefelte ich lustlos übers Gelände und wünschte mir nichts sehnlicher als endlich ein Mittagsschläfchen in meinem gemütlichen Bett zu halten.
Tipp für diejenigen, die etwas mehr Zeit haben – Solo
Bevor es zum Gunnung Bromo ging, legte ich noch einen Zwischenstopp in Solo ein – bedeutend kleiner und verschlafener als Yogyakarte wollte ich mich hier nochmal richtig ins Recherchieren reinstürzen ;-). Nach einer guten Stunde Zugfahrt, in der mein Blick nur am Fenster klebte und ich wieder einmal sprachlos von der Schönheit dieses Landes war, erreichte ich Solo und meine überraschenderweise sehr gute und im traditionellen Stil gehaltene Unterkunft, das Cakra Homestay – mit Pool, Aussichtsturm, Musikzimmer und großen Zimmern mit Doppelbett.
Einziger Wehrmutstropfen, das „Bad“ – Waschbecken sind einfach überbewertet. Es reicht auch ein mannshohes, eingefließtes Becken, Mandi genannt, und eine Schöpfkelle. Immerhin gab es einen kleinen Spiegel, eine Toilette im Westernstil und eine Dusche. Mittlerweile bin ich so einiges gewöhnt und so lange es sauber ist, ist alles gut.
Tipps für Ausflüge rund um Solo
Das Abendessen bekam ich von Dodi serviert, ein junger Indonesier, der sich neben dem Abendstudium zum Lehrer, sein Geld als Tourguide und Kellner verdient. Sein erstes Angebot nach einer privaten Tour auf seinem Scooter, in die Gegend um Solo, lehnte ich ab. Nachdem wir uns aber sehr angenehm unterhalten haben, dachte ich bei mir, He, gib Dir nen Ruck und mach die Tour. Der Junge kann das Geld gut gebrauchen und es kann lustig und sehr authentisch werden. Dodi freute sich einen Keks, als ich schließlich zusagte.
Am nächsten Morgen stieg ich auf seinen wirklich alten und klapprigen Scooter – nicht mehr ganz so sicher ob das eine gute Idee war. Und dann fuhren wir … und fuhren … und fuhren, über eine Stunde aus der Stadt heraus, vorbei an unendlich vielen Reisterrassen und plötzlich ging es nur noch bergauf. Der Motor ächzte, ich hielt den Atem an, in der Hoffnung dass es dadurch leichter werden würde für den Scooter und plötzlich rief Dodi „jetzt nach vorn beugen“…und so schafften wir die letzten 50 Meter Steigung mit Ach und Krach!
Cetho Tempel
Der Himmel hatte sich bedrohlich zugezogen auf den letzten Metern. Als sich die Nebelschwaden verflüchtigten wurde der Cetho Tempel sichtbar. Zwei schmale Türme bilden eine Art Portal und danach gibt es ein paar Steinmosaike und weitere „Tore“ die den Hauptweg flankieren.
Der Tempel besticht hauptsächlich durch seine Lage mitten in den Bergen und das Gefühl von Unendlichkeit und Weite wenn man zwischen dem ersten Tor steht und absolut gar nichts mehr vor sich sieht, ausser einer weißen Wolkenwand. Zugegebenermaßen habe ich mir die detaillierten Ausführungen von Dodi nicht gemerkt ;-).
Sukuh Tempel
Als nächstes fuhren wir zum Sukuh Tempel. Thematisch ist dieser Tempel dem Leben vor der Geburt und sexuellen Aufklärung gewidmet. Damit hatten wir Dodis Punkte der To Do Liste abgearbeitet, ich wollte eigentlich hauptsächlich zur Post und zu Starbucks. Endlich wieder richtigen Kaffee trinken.
Tipp: Javanesische Massage abseits der Touristenströme
Ein Highlight hatte er aber noch parat. Eine echte javanesische Massage…ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Aber die Fußmassage war…göttlich. Ich glaube ich habe eine neue erogene Zone an meinem Körper entdeckt. Die Masseuse berührte mit Ihren Fingern Stellen an meinen Füßen, da liefen mir nur so die Schauer am ganzen Körper hinunter! Der Massagesalon, der auch nur von Einheimischen besucht war, heißt LKP Nakamura und ist mein Geheimtipp für einen Besuch in Solo :-). Es handelt sich hierbei wohl um eine Schule, in der Reflexzonenmassage gelehrt wird. Der Preis ist entsprechend günstig und wie gesagt, es lohnt sich absolut.
Die „Tour“ endete mit einem Schawarma am Straßenrand und dann setzte Dodi mich an meinen Hotel ab. Ein wirklich gelungener und vor allem entspannter Tag!
Mt. Bromo – mit oder ohne Tour?
Nun war wieder ein Tag verstrichen und ich mit meiner Mt. Bromo Entscheidung „Mit oder ohne Tour“ immer noch nicht weiter. Aus der Erfahrung hatte ich gelernt, dass es eigentlich immer und auch noch zur allerletzten Gelegenheit Möglichkeiten gibt sich einer Tour anzuschließen. Also entschied ich mich den Mt. Bromo „allein“ zu machen und buchte lediglich den Transport von Solo nach Cemoro Lawang – wieder First Class Seating direkt vorn mit gaaaanz viel Platz.
Kompromiss: Mt. Bromo allein/ Ijien Massiv als Tour
Die Fahrt dauerte den ganzen Tag und ich hatte gehofft, wenigstens im Hellen anzukommen, um mir noch eine Unterkunft zu suchen. Als es schon dunkel wurde, waren wir immer noch eine Ewigkeit von Cemoro Lawang entfernt und hielten noch einmal am Büro der Reiseagentur, die natürlich die Gelegenheit nutzte, um weitere Touren oder Zusatzangebote zu verkaufen. Und natürlich hat es funktioniert ;-/. Ich dachte mir, ok, du machst den Mt. Bromo allein, aber für den Ijien, der noch weiter abseits liegt, wo die Unterkünfte noch begrenzter sind, dafür buchst du jetzt die Tour – also bin ich am Ende den goldenen Mittelweg gegangen und fühlte mich damit ganz zufrieden.
Ich hatte keine Übernachtung in Cemoro Lawang gebucht. Der Fahrer hat mich vor Ort einfach zu ein/zwei Häusern gebracht und ich habe mir vor Ort kurz die Zimmer angeschaut und den Preis verhandelt. Also auch hier ist eine Vorausbuchung nicht notwendig.
Der Aufstieg allein
Am Morgen ging es für mich um 3 Uhr, ausgestattet mit Kamera und Taschenlampe, und so dick wie nur möglich eingepackt in Jeans und 4 Lagen Shirts und Strickjacken, los zum Aussichtspunkt, den Sonnenaufgang am Mt. Bromo bestaunen.
Natürlich war ich viel zu früh und lief die dunkle Straße fast komplett allein zum Aussichtspunkt. Unter mir ein Meer von Asche, über mir ein unglaubliches Sternenmeer. Und plötzlich grollte etwas. Ein fernes Gewitter war mein erster Gedanke. Dann erinnerte ich mich, dass ich gelesen hatte, man könnte den Bromo grummeln hören.
Der Bromo gehört zu einer kleinen Gruppe von noch aktiven Vulkanen…und mir wurde tatsächlich etwas flau im Magen, als ich mir vorstellte dass da eventuell gerade Lavamasse in unmittelbarer Nähe vor sich her brodeln könnte. Ich hatte ja keine Ahnung wie nah ich dem Vulkan war.
Wie gesagt war ich natürlich vieeeeeeeel zu früh am Aussichtspunkt. Ich hatte in den zahlreichen Blogs gelesen, dass bereits der erste Stop ein wunderschönes Vulkan und Krater Panorama bietet und man sich den Platz nicht mit den hundert anderen Touristen teilen muss. Also wartete ich die 1,5h Stunden frierend auf das große Ereignis.
Und dann wurde er plötzlich sichtbar…zuerst noch vollkommen im Schatten, schob sich mit aufgehender Sonne der Lichtkegel minütlich über den Krater und die gesamte Ebene. Wieder einer dieser Momente….Zeit anhalten, Stimmung auffangen und für immer im Herzen einschließen- aaaaaaahhhhhhhh!
Mt. Bromo ohne Besteigung des Kraters
Kurz nach Sonnenaufgang machten sich die Ersten schon auf den Rückweg. Für sie ging es nun direkt an den Kraterrand.
Ich muss zugeben, dass ich das total verpeilt habe und allein, zu Fuß, nicht mehr in der Zeit machbar gewesen wäre, da ich bereits um 9.30 Uhr zur Weiterfahrt nach Ijien abgeholt wurde. Also wer den Krater noch auf eigene Faust machen will, der sollte schnell sein oder noch eine weitere Nacht vor Ort bleiben. Aber das war überhaupt nicht schlimm, so habe ich einen guten Grund noch einmal hier her zu kommen und dann weiß ich Bescheid ;-).
Stattdessen nutzte ich die Zeit und stieg nun noch die Treppen zu den weiteren zwei, höher gelegenen, Aussichtspunkten hoch, während alle anderen bereits auf dem Rückweg waren. Am Ende hatten ein dt. Pärchen und ich den Aussichtspunkt für uns ganz allein. Mit ehrfürchtigen Schweigen und Staunen genossen wir den Augenblick!
Ijien-Massiv – zwischen Bewunderung und schlechgem Gewissen
Das Ijien-Massiv ist ebenfalls ein Vulkankomplex im Osten Javas. Das besondere hier sind die sogenannten „Blauen Feuer“. Diese entstehen durch die Überhitzung des dort austretenden Schwefels und dieses Phänomen ist nur an zwei Plätzen auf der Erde zu bestaunen. In Costa Rica und eben hier, am Ijien.
Das zweite Phänomen ist das „größte Säurefass der Erde„, der Kratersee Kawah Ijien. Durch seine türkisfarbene Färbung schön anzusehen, aber absolut tödlich wenn man ihm zu nah kommt. Wer die blauen Feuer sehen will, muss …. ganz früh los.
Ijien-Massiv im Rhamen einer Tour besuchen
Diesmal war die Nacht schon um 1 Uhr zu Ende. Nach einem einstündigen, heftigen Aufstieg auf den Kraterrand waren wir alle froh, auf halben Weg die, total überteuerten, Gasmasken geliehen zu haben. Der Schwefelgeruch fraß sich in die Augen und ohne Gasmaske wäre ein Atmen überhaupt nicht möglich gewesen. Es ist unvorstellbar, dass in dieser Hölle jede Nacht und jeden Tag Menschen ihr Geld verdienen.
Wie schon gesagt wird hier Schwefel abgebaut. Ein Minenarbeiter transportiert in zwei Körben, die an einer Holzstange befestigt sind zwischen 90 – 100kg Schwefel, den steilen, steinigen Weg vom Kraterboden zum Kraterrand, lediglich mit einem Tuch vor Nase und Mund und oft lediglich mit Flip Flops an den Füßen.
Während die Arbeiter sich ihren Weg nach oben bahnten, bildete sich eine Kette von hunderten Touristen die nach unten und so nah an die blauen Feuer wie möglich heranwollten. Nachdem ich mehrmals auf dem Geröll weggerutscht bin, entschied ich mich nach halber Strecke, dass es genug für mich sei. Ich konnte die blauen Feuer ganz gut sehn und es war mir einfach zu gefährlich weiter zu „rutschen“.
Sind die Minenarbeite am Kraterrand angekommen, stellen sie sich für ein paar Rupiah für ein Fotomotiv zur Verfügung, bevor es ins Tal geht, wo der Schwefel abgeladen wird. Ungefähr 2-3x pro Tag schaffen die Männer den Weg. Im Nachhinein betrachtet würde ich die Tour nicht nochmal machen. Abgesehen davon dass es unverantwortlich gefährlich ist, finde ich es unmöglich die Arbeit der Männer noch durch die Massen an Touristen zu erschweren.
Das war also Java – sehr beeindruckend. Jetzt trennt mich nur noch eine knappe Stunde mit der Fähre von der „Insel der Götter“ – Bali.
Hier gehts wie immer zum kompletten Fotoalbum.
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