Minca – Kleines Backpackerparadies
Kaum waren wir in dem kleinen und sehr übersichtlichen Bergdorf Minca angekommen, trennten sich unsere Wege – Pia und Jörn nächtigten stilecht im Boutique Hotel, für mich war nur ein Holzverschlag mit offenem Badezimmer drin ;-). Dafür hatte ich abends beim Blog schreiben kuschelige Gesellschaft. Gut, um ehrlich zu sein, die Unterkunft war gewöhnungsbedürftig und ich war froh, dass die Beiden sich das erspart hatten. Das ist zum Beispiel ein großer Vorteil des Allein-Reisens…wenn man Mist gebucht hat, dann muss man sich keine Gedanken um das Wohlbefinden des Anderen machen. Nach einem kleinen Ortserkundungsspaziergang bin ich bei einem Brownie und wundervollen Kaffee versackt.
Wandertour um Minca herum
Für den nächsten Tag haben wir uns zu einer 6h- Wandertour in den Bergen, einmal rund um Minca verabredet. Kurz nach 8 bekomme ich eine Whats App Nachricht die ein kleines Kack-Häufchen Icon enthält … das wird wohl nix mit dem Wandern heute. Obwohl, im Nachhinein überlegt…war das eventuell nur eine Finte, um nicht mitkommen zu müssen?! Ich allerdings brauchte unbedingt mal wieder Auslauf – ihr erinnert Euch an die Chips, die Nüsschen, die Bierchen…also Kamera eingepackt, Turnschuh zugebunden und frohen Mutes losgestiefelt.
Dem Himmel so nah im Casa Elemento
Nach knapp 3h hielt ich in einem wirklich traumhaft gelegen Hostel – dem Casa Elemento. Hier gibt es riesige Hängenetze mit einem ganz famosen Ausblick…eine Stunde Pause gönnte ich mir, bevor es noch eine weitere Stunde bergauf ging.
Insgesamt war ich 4h bergauf unterwegs, allerdings war die Steigung moderat…fast auf dem Höhepunkt konnte ich dann einmal sogar bis nach Santa Marta sehen und einen Blick auf das Meer erhaschen. Aber nur kurz, denn der Himmel zog sich immer mehr zu und auf dem Gipfel war von dem Super Ausblick nicht mehr als eine dicke Wolkenschicht übrig geblieben.
Also marschierte ich weiter, endlich ging es bergab. Nach Stunde 5 war ich echt fertig. Meine Beine waren müde und zitterten, es fing bereits jetzt an in den Waden zu kneifen…dennoch verzichtete ich hartnäckig darauf ein Motortaxi zu nehmen, die mir von km zu km immer häufiger entgegenkamen oder mich überholten. Ich werde doch kurz (30 Minuten) vor dem Ziel nicht aufgeben!
Fast auf allen Vieren kam ich nach 6h 20 Minuten endlich in Minca an und schleppte mich mit letzter Kraft in einen Burgerladen. Denn nachdem ich nun wirklich JEDES Nüsschen, jeden verdammten Chip und jeden Schluck Bier und Rum der letzten Wochen heute abgelaufen bin, schrie mein Körper nach ungesättigte Fettsäuren und schlechten Kohlenhydraten.
Paragliding in San Gil
Nun war wirklich Abschied angesagt…unsere Wege trennten sich in Santa Marta. Der Nachtbus brachte mich ins Abenteuerparadies San Gil. Ich bin jetzt geografisch im Landesinneren von Kolumbien und sowohl die Landschaft als auch der Tourismus werden vom Chicamocha Canyon und zwei großen Flüssen dominiert. Entsprechend kommen Adrenalinjunkies hier voll auf ihre Kosten. Sei es mit Rafting, Canyoning, Biking, Bungee Jumping, Hiking oder eben Paragliding. Denn das war mein Abenteuer, welches hier auf mich wartete.
Das spannendste am Paragliding war der Start…denn plötzlich ging alles ganz schnell. Ich hatte das Geschirr an, wurde eingeklinkt und sollte rennen…aber ICH WAR DOCH NOCH GAR NICHT SO WEIT! Also mental meine ich…alle schrien „Run, Run…“ und ich schrie „No, No, …“, dann wieder „Run, Run“ also bin ich dann doch irgendwie losgerannt, hatte nun aber dummerweise keinen Boden mehr unter den Füßen.
Wieder „Run, run“…und dann tat ich halt so, als ob ich rennen würde, strampelte etwas mit den Beinen, völlig unkoordiniert und orientierungslos, in der Luft rum und als wir ein paar Sekunden in der Luft waren suchte ich mir eine bequeme Position in dem Sitzsack und schaute von da aus nur noch ganz fasziniert aus der Vogelperspektive auf die Landschaft unter mir. Gute 25 Minuten waren wir in der Luft und als wir landeten war ich schon ziemlich froh, denn zwischendurch wurde mir doch recht flau im Magen … manoman, was bin ich nur für ein Weichei!
Auf dem Weg nach Bogota, kurzer Zwischenstop in Villa de Leyva
Vor Bogota machte ich noch einen kurzen Stop in Villa de Leyva, einem kleinen schnuckeligen Dorf mit guten Wandermöglichkeiten und dem größten quadratischen Hauptplatz, ich glaub in ganz Südamerika.
Top 3 Erlebnisse in Bogota
Bogota – ich kann mir gar keine wirkliche Meinung über Bogota erlauben, da ich gefühlt gerade einmal 1% davon gesehen habe. Drei Sachen bleiben mir aber besonders im Gedächtnis:
- Der fantastische Ausblick vom Cerro Monserrate auf das Häusermeer der Stadt.
- Fernando Botero – der berühmteste Sohn Kolumbiens, neben Voldemort ;-), zeichnet seine Objekte immer in einer stark verzerrten/ gestauchten Weise…so dass man unweigerlich beim Anblick seiner Interpretation der Mona Lisa schmunzeln muss.Im Museum Botero gibt es noch viele weitere Bilder von ihm zu betrachten, wie auch Werke von Picasso, Chagall, Monet, Dali u.a. Auf alle Fälle ein Besuch wert. Ich find Botero toll! 🙂
- Graffiti Walking Tour – Bogota gehört mit seinen Straßengrafittis zu den Top Ten Städten weltweit. Die Bilder sind nicht nur ästhetisch und farbenfroh, sondern vermitteln auch Botschaften über das Leben der Indigena, die jeweilige politische, ökonomische und ökologische Situation in der sich das Land gerade befindet.
Noch mehr Fotos von Bogota.
Cali – Salsa, Salsa und nochmal Salsa
Wer jetzt irgendwie das Gefühl hat, dass ich für die letzten Wochen und Orte ziemlich wenig Worte übrig habe…ja, der mag wohl Recht haben. Denn meinen eigentlichen Herzensort habe ich erst in den letzten Tagen gefunden. Wie schon mehrmals auf dieser Reise festgestellt…das Beste passiert irgendwie immer am Schluß!
Und so landete ich vor einer knappen Woche in Cali. Im Reiseführer ist Cali nicht mal als Highlight aufgeführt – obwohl es das schlagende Salsa-Herz der Nation ist. Und so kam ich hier her, um endlich meine Salsa-Phobie zu kurieren. Denn Salsa hat mich bisher noch überhaupt nicht hinterm Ofen vorgeholt…und langsam bin ich es auch leid immer zu erklären, nein, ich könnte kein Salsa tanzen. Also ab nach Cali – und Tanzstunden genommen.
SalsaPura – Tanzen den ganzen Tag
Nachdem ich mir in Bogota wiedermal richtig den Allerwertesten abgefroren habe, war das tropische Klima in Cali wie Balsam. Nachdem Betti schon die Tanzschule SalsaPura ausgetestet und für gut befunden hatte, konnte ich mir Gott sei dank das Recherchieren ersparen und buchte gleich mal 10h…die auch direkt für die nächsten 2 Tage verplant wurden – das hieß also 5h tanzen pro Tag. 2h früh, 3h am Nachmittag.
Mit Herzklopfen saß ich auf der Besetzungscouch und betrachte das Treiben, als ER rein kam. Der schönste Mann den ich jeh, und ich übertreibe hier in keinster Weise, gesehen habe. Ich war sprachlos und total verzaubert, konnte nur mit Mühe den Blick abwenden und fing direkt wieder an zu transpirieren ….ein Gedanke schoß mir sofort durch den Kopf. Bitte lieber Gott, lass das NICHT mein Tanzlehrer sein. Das hätte ich nicht überlebt.
Tanzunterricht mit dem Patrick Swayze Kolumbiens
Nun ja, der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint und Jonnathan war tatsächlich mein Trainer. Ich war hin- und hergerissen, zwischen Panik und Glücksgefühl und betete nur inständig dass ich mich nicht so blöd anstellen würde wie beim Surfen ;).
Anfänglich traute ich mich nicht mal ihm direkt in seine wunderschönen Augen zu schauen – ich konzentrierte mich auf sein und mein Spiegelbild. Irgendwie überstand ich die erste Stunde und es lief erstaunlich gut. Nun gut, ich liebe es zu tanzen und unter dieser professionellen Anleitung und dem natürlichen Ansporn, dass ich mir vor diesem heißen Trainer nicht die Blöße geben wollte, eigentlich auch kein Wunder.
Meine Scheu verflog so schnell wie die Stunden leider auch verflogen – meine Lieblingsfigur ist der Tunnel, da konnte ich meine Hand immer verstohlen über seine Hüfte streifen lassen….ach, ich komme schon wieder ins schwärmen, wenn ich nur daran denke.
In den insgesamt 20h lernte ich neben Salsa auch ein paar Reggaeton-Basics und Bachata. Auch wenn es sich für mich anders anfühlt, aber das Video zeigt die bittere Realität zwischen uns „kühlen Europäern“ und den „feurigen Südamerikaner“ – nun ja… ein Elephant tanz mit einer Gazelle – und ich bin nicht die Gazelle ;-).
Neben der Tanzerei und den gutaussehenden Männer ist Cali an sich aber auch eine Reise wert. Klar, man brauch dann keine Woche bleiben, aber 2 -3 Tage lohnen sich schon. Und wenn ich 15 Jahre jünger wäre – ich weiß nicht ob ich dann nicht in Cali und beim Salsa geblieben wäre!
Heute geht meine Reise durch Kolumbien zu Ende. In wenigen Stunden legt ein Boot ab Richtung Panama. Wir sehen und hören uns in 5 Tagen!
2 Comments
Ich finde es ja ein bisschen unverschämt, dass meine missliche Lage hier angezweifelt wird???
Deine Salsa sieht super aus! Sehr cool!