„Berlin hat endlich ein richtig gutes indisches Restaurant.“ Dieser exzellente Ruf eilt dem Bombay Café Bunty’s voraus. Da ich der indischen Küche eher skeptisch gegenüberstehe, wollte ich mich hier eines Besseren belehren lassen. Wer weiß, vielleicht würde ich hier missioniert werden? Also packte ich meinen Liebsten ein, der ein bekennender Indien-Food-Liebhaber ist, und reservierte für Freitag Abend kurzfristig online einen Tisch.
Atmosphäre
Das Bunty’s steht für moderne indische Küche und der Eingang, mit Blick in das Innere lassen darauf schließen. Wir betreten ein mittelgroßes Restaurant was ziemlich stylisch wirkt und werden auch gleich nett begrüßt und nach der Reservierung gefragt. Noch ist es überschaubar gefüllt und wir können uns einen Tisch für zwei Personen auswählen.
An den Ziegelsteinwänden sind Bilder und Fotos mit indischen Motiven angebracht, der hintere Bereich ist grau gestrichen. Wirkt alles modern und angenehm, bis wir an unseren Tisch kommen. Ich glaube hier hat entweder das Geld oder die Inspiration nicht mehr gereicht.
Wir nehmen an einem kleinen runden Tisch mit Marmorplatte und zwei Holzstühlen Platz, die eher in ein französisches Bistro passen als in ein Restaurant, welches den Gast auf den indischen Subkontinent entführen soll.
Ausserdem ist die Geräuschkulisse jetzt schon ziemlich laut und es mangelt eindeutig an einer gemütlichen oder auch exotischen Atmosphäre.
Essen & Trinken
Die Karte ist reichlich gespickt, vor allem an Vorspeisen hat es ausreichend. Getränketechnisch sind mir keine Extravaganzen ins Auge gesprungen, so dass wir uns an Mango-Lassi und einem großen Pils halten.
Nachdem der Kellner uns gefragt hat, ob wir Vegetarier seien, und wir das verneinten, war (für ihn) wohl klar wo die kulinarische Reise hingeht.
Empfehlungen des Personals
Wir erhalten Empfehlungen für Vorspeisen: Das Bombay Tandoori Chicken, eine Spezialität des Hauses und für 2 Personen ausgelegt sowie eine spezielle Zubereitung der berühmten Chicken Lolli Pops.
Nachdem wir die Karte studiert haben und der Kellner darauf hinwies, dass die Speisen eher klein seien, entscheiden wir uns zu den Empfehlungen noch für eine weitere Vorspeise, das Galauti Kebap (Lammhackbällchen) und das ebenfalls berühmte Bombay Bunny Chicken Chow.
Leider werden die Speisen nicht gleichzeitig gebracht, so dass immer einer schon isst, während der andere warten muss. Das Tandoori Chicken ist tatsächlich riesig – ein ganzen Hühnchen (war mir nicht bewusst) im Tandoori Ofen langsam gegart, mit reichlich Marinade. Der Teller war verziert mit einer Wasabi-Creme und indischer Mayonnaise.
Sowohl meine Begleitung als auch ich sind keine Fans davon, im Restaurant an Knochen herumpuhlen zu müssen. Und so stand direkt fest, dass ich auf der riesen Portion sitzen bleiben würde ;-).
Das Fleisch war sehr zart, für meinen Geschmack allerdings zu zart und ein-, zweimal biß ich dann doch auf einen Knorpel. Auch die Cremes konnten es nicht rausreißen, weil geschmacklich keine Besonderheit.
In der Zwischenzeit kamen die Chicken Lolli Pops. Hühnchengeschnetzeltes, vermischt mit indischen Kräutern und Gewürzen, vermutlich mit Käse angereichert und ordentlich frittiert, serviert in Form von 3 riesigen Lolli Pops. Meine Begleitung fand es super und sehr köstlich. Mich hat es nicht überzeugt, da die Masse innen doch eher undefinierbar war.
Aus „Angst“ nicht satt zu werden, bestellten wir noch ein Vier-Käse-Kulcha, Brot mit 4 Käsesorten gebacken. Wie erwartet schmeckte dieses köstlich und trug (leider) direkt auch schon zu einem hohen Sättigungsgrad nach den bisher servierten (Vor-)Speisen bei.
Zweite Runde – es wird (leider) nicht besser
Eine gute Verdauungs- und Verschnaufpause verschaffte uns die Wartezeit zu den weiteren Gerichten. Auch diese wurden leider wieder nicht gleichzeitig aufgetragen, so dass ich bereits die Hälfte der 4 Lammhackfleischbällchen verspeist hatte, als die eigentlich Hauptspeise für meinen Begleitung serviert wurde.
Das Galauti Kebap war leider eine Enttäuschung. Die Bällchen waren zu stark gewürzt, mit Käse gefüllt und schmeckten nicht besonders. 18-fach gehackt und ein Leibgericht der Maharadschas….hmmm!
Versöhnung am Ende?
Highlight war dann dennoch das Bunny Chow – Hühnchen in einer reichhaltigen Kokos-Curry Soße im Brotlaib serviert. Leider so sahnelastig, dass auch hier nach der Hälfte das Weiteressen schwer fiel.
Service
Der Service war im Großen und Ganzen ok. Man war um die Gäste bemüht und versuchte bei der Auswahl der Speisen zu helfen. Das das bei uns leider total in die Hose ging ist hoffentlich nur eine Ausnahme. Ich hätte mir, auch als Fleischesser, mehr, vor allem auch vegetarische, Empfehlungen gewünscht, da zu den einzelnen Speisen keine Gemüsebeilagen serviert wurden.
Durch die Geräuschkulisse war der Kellner nur schwer zu verstehen und am Ende mussten wir ziemlich lang auf die zweite Runde Getränke und die Rechnung warten.
Anfahrt
Knesebeckstraße 18, 10623 Berlin
S-Bahn: Savignyplatz
Fazit: Unter moderner indischen Küche verstehe ich leichte Gerichte, die mich geschmacklich und mit allen Sinnen nach Indien entführen. Bekommen haben wir Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch, mit viel Sahne und Fetten, ohne exotische Gerüche und leichten Geschmack.
Was auf der Karte steht, kommt auch so auf den Tisch – das heißt bei den Fleischgerichten gibt es auch nur das Fleisch ohne eine überraschende kulinarische Gemüsebeilage oder ähnlichem. Keine Offenbarung, leider!
Alternativen: Für Liebhaber authentischer und rustikaler indischer Küche empfehle ich das Calcutta, ebenfalls in Charlottenburg.
Und für eine moderne und aussergewöhnliche kulinarische Indienreise das Buddha Republic, direkt gegenüber vom Bunty’s.
Bombay Café Buntys
Bombay Café Bunty's
Sowohl geschmacklich als auch von der Atmosphäre eine große Enttäuschung (für mich). Vermutlich waren die Erwartungen einfach zu hoch. Aber es gibt genug Alternativen in der Gegend.
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